Wechselrichter defekt durch massive AC Spannungsspitzen

  • Zitat von Retrerni


    Sorry, aber mit Deiner Beschreibung kann ich bisher nichts anfangen. Könntest Du bitte erst einmal eine kleine Beschreibung Deiner Anlage geben mit Standort, Ausrichtung(en) und Neigung(en), Modulhersteller und exakter -typenbezeichnung sowie -verstringung. Hast Du Monitoring-Equipment o.ä. und kannst die Daten des WR auslesen?


    Hmm, ich weiß zwar nicht, was Lage, Verstringung, Module und Dachausrichtung mit einem AC-seitigen Überspannungsfehler zu tun haben, aber ich gebe dir die Infos gerne :)


    WR: Diehl AKO Platinum 9000 R3-S2
    Module: Heckert NeMo60 P 260
    Verstringung: 1x17 und 1x18 (35 Module insgesamt), Nennleistung damit 9,1 kWp
    Logging: SolarLog 300
    Einspeisung: 70% Festabregelung mit Verrechnung des Eigenverbrauchs
    Lage: ca. 20-25km nordöstlich von Stuttgart (Luftlinie)
    Dachausrichtung: SSW (195°), Neigung 63°


    Eventdaten wurden mittels RS232-Schnittstelle und den Diehl-Tools direkt aus dem WR ausgelesen.

    • Offizieller Beitrag

    Wow, das ist ja heftig: Innerhalb von 1s gehen alle drei Leiterspannungen von 238 auf 259V hoch! und bleiben zumindest die aufgezeichneten 30s konstant.
    Kann überhaupt irgendwas so einen Spannungssprung im Netz hervorrufen innerhalb von 1s? Den Trafo ein paar Stufen höherzuschalten, würde ja länger dauern... Oder hängst du am gleichen Anschluss wie ein Stahlwerk, bei dem plötzlich die Hauptsicherung rausgeflogen ist? ;)


    Eher in Richtung eines WR-Fehlers zeigt folgendes:
    1s vor dem "Ereignis", also um 7:06:08, beginnt der WR die Module in den MPP zu fahren. Die DC-Leistung beträgt schon ein paar Watt, die DC-Spannungen sind schon von 560V (OCV) auf 520V gesunken.
    um 7:06:09 (als die Netzspannung angeblich auf 259V springt) sind die DC-Spannungen dann auf 84V und 10V gesunken, auch U_dc_ZK (Zwischenkreis?) ist von 520 auf 10V gesunken. -> die stark gesunkenen DC-Spannungen zeigen, dass schon was im WR defekt ist. Denn wenn der WR nur wegen "Überspannung" in einen Fehler gegangen wäre, müssten die DC-Spannungen wieder in Richtung OCV steigen.
    Der Wert "AFI_I" liegt nach dem Ereignis bei 0,2A, vorher bei 0A, hat jemand eine Ahnung was das sein könnte? Ein AC-Fehlerstrom? Auch das würde darauf hindeuten, dass was "durchgebrannt" ist.


    Es müsste schon ein extremer Zufall sein, dass ausgerechnet zeitgleich zum Aufschalten des WR die Netzspannungen so krass springen. Ich vermute eher, dass der WR sich beim Aufschalten irgendwie selbst zerstört hat?
    Und falls es wirklich an einer Netzspannungs-Spitze lag, dann dürfte die erheblich höher als die geloggten 259V sein, denn die sollte der WR doch abkönnen (?)... Die Anzeige der 259V schiebe ich daher auf einen bereits zerstörten WR.


    Ich bin gespannt, was Retrerni dazu sagt.


    Hier noch der Spannungsverlauf des Vortages, vielleicht fällt jemandem was auf (sind ja auch schon arg hoch... hat jemand einen Vergleich, ob diese Sprünge "normal" sind?)

    • Offizieller Beitrag

    Noch was ist mir aufgefallen bei einem Vergleich zwischem dem Vortag und dem Problemtag:


    -der praktisch identische Zeitpunkt spricht dafür, dass der WR tatsächlich gerade versucht hat, Strom zu ziehen (zumindest wenn ähnliches Wetter war).
    -aber die ICU- und DCU-states passen nicht zusammen -> da muss schon was passiert sein


    -je nach interner Abfrage-Reihenfolge und -Dauer der Einzelwerte muss man davon ausgehen, dass die Werte in einer Zeile nicht unmittelbar gleichzeitig "passiert" sind... real könnte das "Ereignis" auch schon gleichzeitig mit dem Stromzieh-Versuch passiert sein.


    -DC_U_1 zeigt bei allen 0:00 Uhr-Intervallwerten (auch vor dem Ereignis) ca. 92V an, DC_U_2 ca. 3V -> ist das eine Art offset des Sensors, bzw. sieht der Sensor vielleicht generell eine Leck-Spannung von der AC-Seite?


    Im Anhang das Excel, falls wer spielen will ;)

  • Vielen Dank für die Analyse bisher ....
    Die DC-Spannungen um 0:00:00 schwanken teils erheblich ... Auch DC-U #1 ist beispielsweise am
    12.4.2018: 92,1
    11.4.2018: 43,7
    10.4.2018: 92,4
    09.4.2018: 92,1
    08.4.2018: 0
    07.4.2018: 92,1
    06.4.2018: 0,2
    05.4.2018: 92,1
    04.4.2018: 81
    03.4.2018: 0,2
    02.4.2018: 0,4
    01.4.2018: 1,4
    31.3.2018: 0,2
    30.3.2018: 4,8
    29.3.2018: 0


    Leider fehlt mir noch immer etwas das klare Bild, ob das jetzt mehr ein WR-Thema oder ein "externes" Thema (durch äußere Einflüsse) ist ...
    Leider ist das für Diehl von entscheidender Bedeutung, da das eine von der Garantie abgedeckt wird, das andere nicht.
    Und im Zweifel tendieren die halt eher zum Fall, der nicht von der Garantie abgedeckt ist ....

    • Offizieller Beitrag

    Hast du schon den VNB damit konfrontiert, dass laut deiner WR-Aufzeichnungen um diese Uhrzeit die Netzspannung auf 259V gestiegen ist? Was sagen die dazu? Haben die vielleicht eigene Messwerte, die das bestätigen oder wiederlegen können? vielleicht können Sie dir auch glaubhaft sagen, dass ein 20V-Sprung innerhalb von 1s nicht möglich ist?


    Eine andere Frage wäre: Kennst du andere PV-Betreiber am gleichen Trafo, die ein Datenlogging haben? Bei >253V müsste der WR nach 10min abschalten, bei >260V sofort. Und bei vielen Anlagen wird auch die Netzspannung geloggt.


    Und wie kalle bond schon geschrieben hat, wenn die Netzspannung bis 276V gehen darf laut technischer Daten, dann kann sich Diehl nicht mit einer Überspannung rausreden.
    (Ich les das genauso: "Arbeitsbereich Netzspannung 3AC 230 V / 400V + N (+/– 20 %)" )


    Umso merkwürdiger ist der Kommentar von Diehl:

    Zitat von seestern1976

    Die Aussage zur massiven Überspannung stammt aus der Analyse von Diehl. Der Wert geht bis auf 260 bis 270 VAC hoch.


    Denn das liegt noch gut innerhalb des erlaubten Bereichs.

  • So, der Reparaturbericht von Diehl ist da:


    - gemäß den abgespeicherten Daten ist folgendes dokumentiert:
    - DC-seitige energiereiche Spikes (F2931 und F2932)
    - AC-seitig mehrfach Überspannungen auf L2 und L3 (F2012, F2014, F2020,
    F2030 und F2040)
    was zur Beschädigung der Leistungselektronik (TS1 und TS4) führte
    Der o.g. Sachverhalt stellt eine Fremdeinwirkung dar und führt deshalb zum
    Garantieausschluß für diesen WR.


  • Hmm, hab gerade die Event-Daten nochmals durchforstet ...


    Die Fehler 2012, 2014 und 2020 sind dort gar nicht vermerkt, die 2030 und 2040 erst nachdem der WR bereits ausgestiegen war .. :-O

  • -DC-seitige energiereiche Spikes (F2931 und F2932)
    - AC-seitig mehrfach Überspannungen auf L2 und L3 (F2012, F2014, F2020,


    Gabs zu diesem Zeitpunkt (Vorabend) ein örtliches Gewitter? (Blitze)
    Wo ist der Standort ?


    z.Bsp. Auszug aus Wetterdatenbank vom 10.4.
    10.04.2018 20.00 MESZ Hilchenbach-Müsen Siegen-Wittgenstein Nordrhein Westfalen Blitzeinschlag
    10.04.2018 19.45 MESZ Freudenberg Siegen-Wittgenstein Nordrhein Westfalen Blitzeinschlag
    10.04.2018 21.00 MESZ Oberrosphe Marburg-Biedenkopf Hessen Blitzeinschlag
    10.04.2018 21.14 MESZ Breckerfeld Ennepe-Ruhr-Kreis Nordrhein Westfalen Blitzeinschlag
    10.04.2018 20.00 MESZ Lennep Stadt Remscheid Nordrhein Westfalen Blitzeinschlag
    10.04.2018 20.00 MESZ Hünsborn Olpe Nordrhein Westfalen Blitzeinschlag

  • Zitat

    Gabs zu diesem Zeitpunkt (Vorabend) ein örtliches Gewitter? (Blitze)
    Wo ist der Standort ?


    Moin, das Gewitter gab es tatsächlich, hat die Versicherung bereits geprüft.
    Danach war aber der nächste Blitzeinschlag gut 1,2 km entfernt..

  • Bei dieser geringen Entfernung reicht das allemal zu den:


    "DC Spikes und AC Überspannungen."


    Bei genauen Kenntnissen der Netztopologie könnte man da mehr
    dazu sagen.