Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender von Eon, fordert den Wegfall einer festen Einspeisevergütung für Erneuerbare-Energien-Anlagen, kritisiert den Eigenverbrauch durch Haushalte und verlangt mehr Verantwortungsbewusstsein von Solarstromerzeugern
Für eine Abschaffung der Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien hat sich der Vorstandschef der Eon SE ausgesprochen. Johannes Teyssen mahnte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 27. Oktober eine umfassende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) an. Neben dem Wegfall des bislang garantierten festen Einspeisetarifs für Solar- oder Windstrom forderte er, dass Investoren von Grünstromkraftwerken das Risiko für einen eventuell notwendigen Netzausbau tragen sollten. Betreiber von erneuerbaren Anlagen sollten sich endlich wie verantwortungsbewusste Marktteilnehmer verhalten. Das bedeutet für Teyssen, jeder Einzelne müsse „die Lieferung in Menge und Zeitpunkt garantieren“.
Heftige Kritik übte der Eon-Chef auch am zunehmen Anteil des Eigenverbrauchs. „Ich vergleiche das mit Schwarzbrennerei von Alkohol“, sagte Teyssen. Da der Staat bis heute das Branntweinmonopol innehat, dürfen nur dafür zugelassene Hersteller Spirituosen gewinnen. Ein Monopol zur Erzeugung von Strom existiert hingegen nicht. Auf was Teyssen mit seinem Vergleich hinaus will, ist, dass beispielsweise Betreiber von Solaranlagen auf selbst erzeugten und verbrauchten Strom keine staatlichen Abgaben und Netzentgelte zahlen. Sie nutzen das Stromnetz aber durchaus, um ihre Versorgung zu sichern und überschüssigen Strom einzuspeisen. Damit seien sie „höchst anstrengende Geschäftspartner“ und dem Staat entgingen Gelder zur Finanzierung der Energiewende. Die Einnahmen fielen jedoch auch geringer aus, wenn viele Deutsche beschlössen, künftig ohne Gefriertruhe und Wäschetrockner zu leben.
Dass sich auch immer mehr Unternehmen von der Zahlung der EEG-Umlage befreien lassen – für 2014 sollen es rund 2.300 sein -, erwähnte Teyssen hingegen nicht. Im Gegenteil: Er mahnte an, dass die energieintensive Industrie aufgrund steigender Strompreise in andere Länder abwandere. Mit der Zahlungsverpflichtung aus dem EEG hätte sich Deutschland einen internationalen Kostennachteil geschaffen, der nicht nur energieintensiven Betrieben zu schaffen mache. „Das ist hochgefährlich für den Industriestandort“, fügte der 54-Jährige hinzu. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte im September in einer Analyse dargelegt, dass zwar private Stromverbraucher, Gewerbe und Teile des Mittelstands Strompreissteigerungsraten über der allgemeinen Teuerungsrate zu verkraften hätten. Aber der Strompreisindex des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) für Industriekunden am Mittelspannungsnetz sinke seit Mitte 2011 kontinuierlich. „Der seit zwei Jahren anhaltende Niedergang der Strompreise an der Leipziger Börse (EEX) führt aktuell dazu, dass sich die strombezogene Wettbewerbssituation für energieintensive Betriebe gegenüber den wichtigsten EU-Ländern – mit Ausnahme von Frankreich – verbessert“, lautet das Fazit der Autoren der DUH.
Dennoch soll es nach Ansicht des Eon-Chefs eine große Reform des EEGs aus den genannten Gründen geben. „Wir brauchen einen großen Wurf. Die Hütte brennt“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung weiter. Rückwirkende Änderungen der bislang gewährten Einspeisetarife forderte Teyssen nicht - aber er macht sich darüber Gedanken: „Wenn die Regierung bestehende Förderzusagen zurücknimmt, dann revoltieren die bisherigen Profiteure.“ Zuletzt hatte der amtierende Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) mit rückwirkenden Kürzungen der Einspeisevergütung Anfang dieses Jahres Proteste ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte daher im Juni beim jährlichen Kongress des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dass die Verunsicherung so hoch gewesen sei, „dass wir uns entschlossen haben, auf diesen Punkt nicht zurückzukommen“.
(iru)