Explosion bei den Direktvermarktungsgebühren

  • Hallo,


    ich betreibe u.a. eine 189 kWp-Anlage in der Direktvermarktung mit dem Vermarkter Energy Market Solutions. Bisher war ich sehr zufrieden damit, zumal dort nach Spotpreisen abgerechnet wird und diese in der Monatssumme i.d.R. etwas über dem Marktwert Solar liegen.

    Heute wird mir jedoch eine Erhöhung des DV-Entgeltes ab 01.11.2023 von 2,- €/(kWp und Jahr) auf 6,42 €/(kWp und Jahr) mitgeteilt. Das sind schlappe 220 % drauf. Oder in Zahlen: bisher: 378,-€ netto; ab 01.011.2023: 1.213,38 € netto. Das finde ich schon heftig.


    Ein Querblick auf Interconnector zeigt mir, dass sie 1.440,- € netto haben möchten, also auch keine Option.


    Fragen:

    Ist das bei euch auch so stark gestiegen?

    Könnt ihr mir Optionen (auch für Redispatch 2.0) empfehlen?

    Viele Grüße

    Bento


    Auch an Tagen, an denen der Himmel grau ist, ist die Sonne nie ganz verschwunden.
    (Arnaud Desjardins)


  • Hallo Bento,

    ich habe leider noch keine Erfahrungen, bin aber auf der Suche nach einem DV mit vergleichbarer Größe. Wenn ich Angebote erhalte, gebe ich dir diese gerne zum Vergleich weiter.

    Die Kostenblöcke für die sog. kaufmännisch und technische Betriebsführung meines Anbieters einer DV Anlage sind schon markant hoch und schmälern direkt das Ergebnis. Auch ohne DV Gebühren ist bei mir bei der 150kWp Anlage von OPEX 2400€ mit Grundgebühr fürs Monitoring System zzgl. ertragsabhängiger Kosten auszugehen.
    Für mich ist auch das Thema Ertrag und Vermarktungserfolg ein noch unbeantwortetes Feld. Die Direktvermarkter erzählen mir nur, dass Sie keine Prognose machen können, weil ja die Preise über die Spotmarkt etc. volatil sind. Schon klar - aber angeblich kann keiner den Ertrag aus den letzten 2 Jahren berichten - ich glaube denen das nicht, da ja andere Kunden in dem Zeitraum durch die vermarktet wurden. Ob das jetzt von einer 120kWp oder 500kWp Anlage kam - die Sonne ist ja für beide gleich .......
    Gibt es eine Quelle bei der man die wirtschaftlichen Erträge herausfinden/ abschätzen kann um die Kosten und Nutzen gegenüber stellen zu können?
    Als Anmerkung - natürlich muss man noch den eingesparten Eigenverbrauch berücksichtigen, aber der ist bei meiner Situation sehr gering ( 12kWh).

  • An der Strombörse scheint das wie an der normalen Börse zu sein. Wenn du einen Aktienfonds kaufst, wird der Verkäufer die Rendite immer nur soweit weitergeben wie daß die Kunden nicht abspringen und den Rest selbst einschieben. Leider kann man aber an der Strombörse selbst keine Aufträge erteilen und die Qualifiktion zur Kontrolle der fälligen Lieferungen ist technisch aufwendig. Also bleibt als Äquivalent nur der direkte Verkauf an deine Mieter oder Nachbarn wozu auch keine Netzentgelte anfallen und die Stromsteuer bis zur Anlagengröße von 2000kWp befreit wird.


    Ich schätze mal, daß die Direktvermarkter ihren Job immer weniger gerne machen. An sonnigen Feiertagen sind die Preise in der Mittagszeit ja schon regelmässig gegen Null oder sogar negativ. Je mehr EEG PV Anlagen es gibt, desto stärker wird sich dieser Trend fortsetzen und desto weniger Chancen gibt es zur Gewinnerzielung für die Direktvermarkter. Die holen sich das dann eben über die Gebühren.

  • Ich schätze mal, daß die Direktvermarkter ihren Job immer weniger gerne machen. An sonnigen Feiertagen sind die Preise in der Mittagszeit ja schon regelmässig gegen Null oder sogar negativ. Je mehr EEG PV Anlagen es gibt, desto stärker wird sich dieser Trend fortsetzen und desto weniger Chancen gibt es zur Gewinnerzielung für die Direktvermarkter. Die holen sich das dann eben über die Gebühren.

    Wenn das so ist, dann schauen wir einer "rosigen Zukunft" entgegen, denn die Problematik mit negativen Preisen wird zunehmen.

    Bei einer aktuellen Anlage bedeutet das ja heute schon 10% DV-Gebühren.

    Viele Grüße

    Bento


    Auch an Tagen, an denen der Himmel grau ist, ist die Sonne nie ganz verschwunden.
    (Arnaud Desjardins)


  • Ich glaube nicht, dass die Höhe der Marktpreise den Direktvermarktern das Leben schwer macht. Eher denke ich das Prognosegüte der Erneuerbaren in Stunden mit sehr großen Anteilen der Erneuerbaren viel stärkeres Gewicht hat. Bei 5% Abweichung kann das schon einige €/MWh bedeuten die man Intraday besorgen muss

  • Ich habe aus einem Vortrag von Michael Vogtmann, DSG-Franken diese interessante Prognose herausgenommen, bei der nach aktueller Zielsetzung ein riesen Volumen an PV Strom tagsüber in Zukunft zur Verfügung steht, welcher dann auch einen Preis an der Börse erhalten wird. Dieser wird sicherlich entsprechend der zeitlichen Begrenzung und gleichzeitigen Verfügbarkeit im Tagesverlauf ein niedriges Niveau finden. Die aufsummierten Kapazitäten bei einem geplanten Zubau von 22 GW p.a. sind dann riesig:




    Für mich ergibt sich daraus die Frage, wie soll eine Refinanzierung bei direktvermarkteten PV Anlagen - ohne Eigenverbrauch oder zum Nachbar - noch wirtschaftlich möglich sein. Die Endkundenstrompreise werden in allen Prognosen als steigend bezeichnet, jedoch die Produktionsentlohnung erscheint mir davon abgekoppelt zu sein.
    Böse Zungen können natürlich argumentieren, dass der Marktpreis tagsüber wegen des hohen Angebots dementsprechend niedrig ist.

  • Das ist nicht böse sondern Marktwirtschaft. Mit anderen Worten: PV ist eine kannibalistische Angelegenheit.

    Unser prall gefülltes EEG Konto wurde alleine im ersten halben Jahr von 15 Mrd auf 8 Mrd ausgeplündert.

    Das geht also noch maximal ein Jahr lang und dann muß Habeck irgendwelche Sondervermögen nachschiessen.

    Oder die Stromkonsumenten und auch die Erzeuger müssen bluten. Es heisst dann nur nicht mehr EEG Umlage

    sondern Netzkosten. Energiewende eben.


    In der freien Wirtschaft kann sowas nicht funktionieren und deshalb läuft die Sache mit der Finanzierung aus dem Ruder.

    Neben den Erzeugern müssen Speicher und Netze ausgebaut werden. Mit Speicher sieht es ganz miserabel aus.

    Die Netze sind in der Politik schon wegen der irrsinnig langen Genehmigungszeiten angekommen.

    Es tut sich aber noch sehr wenig. Die Netzkosten werden weiter ausufern und die Erzeugungskosten mit dem größeren Angebot sinken. Solange niemand den PV Strom transportieren und speichern kann werden Erzeugungskosten auch negativ.

    Kein vernünftiges Kraftwerk kann damit noch irgendetwas produzieren. Sie werden deshalb abgeschraubt.

    Aus diesem Grund werden auch die Bezugspreise immer weiter steigen. Kosten für Redispatch und Regelenergie steigen drastisch und das wird mit HGÜ nicht besser. Schwarzstartfähigkeit muß plötzlich als Netzdienstleistung zugekauft werden. Früher war sie mit den rotierenden Massen der Generatoren einfach vorhanden.


    https://www.netztransparenz.de/portals/1/Aktuelle_Daten_zu_den_Einnahmen-_und_Ausgabenpositionen_nach_EnFG%20iVm%20EEG_%20Juli%20_2023.pdf

  • Keiner Erfahrung mit Direktvermaktern >100 kWp?

    Servus Bento, bei mir ist heute die Kündigung von BayWa r.e. eingetrudelt.
    Gleichzeitig ein Angebot, wobei der bisher zugegebenermaßen günstige Preis mal eben um 500% angeboben wird.
    Von 0,195 Cent/kWh auf 9,90 Cent/kWh
    Hinzu kommen noch 150,-€ p.a. für Redispatch 2.0
    Ich habe jetzt ein Angebot vom zuständigen VNB (Netze BW) angefordert.

  • Moin,

    ich nehme an, das soll sich auf kWp beziehen und nicht auf kWh!

    Und wenn es sich tatsächlich so verhält, dann würde es einer Erhöhung von 5000% entsprechen.

    Da habe ich ja noch Glück gehabt! ||

    Viele Grüße

    Bento


    Auch an Tagen, an denen der Himmel grau ist, ist die Sonne nie ganz verschwunden.
    (Arnaud Desjardins)