Es scheint Zeit für einen solchen Beitrag zu sein!
Balkonkraftwerke sind kleine Erzeugungsanlagen die einfach, mit weniger Regularien, ( evtl. sogar ohne einen Elektriker ) an einem vorhandenen Stromkreis angeschlossen werden dürfen und dann den Strombezug im eigenen Haushalt reduzieren.
Wichtigste Informationsquelle, bitte unbedingt lesen!
Photovoltaikanlagen an der Steckdose - VDE FNN
Komponenten:
-PV-Module:
Typischerweise 1-2, die Anzahl ist jedoch nicht reguliert es dürfen theoretisch unendlich viele sein.
-Wechselrichter:
Als Mikrowechselrichter, Grid Tie Inverter oder kleine Netzparallele Stringwechselrichter vorkommend.
Allen gemein ist, für den legalen Betrieb dürfen diese eine Maximale (Schein) Leistung von 600VA (Laienhaft Watt ) erzeugen, nicht mehr!
Pro Hausanschluss, oder Wohnung mit eigenem Zähler, sind so viele Wechselrichter wie möglich erlaubt, wenn die Leistung aller Geräte ZUSAMMEN 600VA nicht übersteigt.
Also z.B. 1 x 600VA oder 2x 300VA oder 3x 200VA usw.
Stringwechselrichter wie Growatt MIC 600 TL- X oder Solax X1-0.6-S-D benötigen eine höhere Eingangsspannung, meist müssen mindestens 2 Module in Reihe geschaltet angeschlossen werden. Diese Wechselrichter verfügen deswegen auch nur über einen Eingang.
Die Geräte sollten wettergeschützt installiert werden der String muss zum Gerät verlängert werden.
Mirkowechselrichter ( z.b. AEConversion, Hoymiles, AP-Systems, Deye, Envertech ) haben entweder Eingänge für ein oder zwei Module , je nach Leistung.
Die Module werden direkt in die Eingänge gesteckt, die Wechselrichter werden meisten direkt hinter den Modulen installiert.
Es gibt Geräte mit mehr Eingängen, diese haben jedoch eine Leistung über 600VA, sind damit also nicht im vereinfachten Verfahren zulässig.
Um diese zu Installieren muss immer ein Elektriker kommen!
Grid Tie inverter aus China: wie wvc 600 oder MPPT Pure Sine -Grid Tie Solarinverter erfüllen nicht die gängigen Normen und sind daher nicht anmeldefähig.
Meine persönliche Meinung: Finger weg!
Bei allen Wechselrichtern muss die Eingangsspannung zu den Verwendeten Modulen passen.
Voc bedeutet Maximale Spannung eines Modules.
Vmppt ist die Spannung bei der das Modul die meiste Leistung erbringt.
Imppt ist der Strom der bei der höchsten Leistung des Modules erzeugt wird.
Isc ist der Kurzschlusstrom eines Modules.
Wp ist die maximal erzeugbare Leitung ( Watt Peak ) diese hat meist noch eine Toleranz nach oben.
Wichtig sind:
Voc diese Spannung plus 20% darf nicht über der maximal zulässigen Eingangsspannung des Wechselrichters liegen.
Bei Kälte können PV-Module mehr Spannung erzeugen als angegeben daher diese Reserve.
Der mppt Bereich des Wechselrichters sollte so sein dass die Vmppt des Modules im mppt Bereich des Wechselrichter liegt.
Beispiel: VMppt Wechselrichter 20V-40V, Vmppt Modul 32,2V.
Die Startspannung Vmin des Wechselrichters sollte deutlich unter der Vmppt des Modules liegen. Bei schwachem Licht wird nicht so viel Spannung erzeugt.
Der Strom eines Modules spielt eine nicht so starke Rolle. Wichtig ist dass der Wechselrichter für die Modulleistung ausgelegt ist. Das geben die Hersteller an.
Also z.b. Maximal 2 x 400Wp. Wenn Module mit mehr Leistung angeschlossen werden, die Spannungen aber zum Wechselrichter passen, so wird dieser einfach öfter maximale Leistung abgeben. Und hier liegt das kleine Problem. Der Hersteller hat den Wechselrichter für eine maximale Belastungszeit ausgelegt.
D.h. im Prinzip ist nicht sichergestellt dass ein Wechselrichter dauerhaft seine Maximale Leistung abgeben kann ohne entweder die Leistung aus Eigenschutz zu reduzieren oder schneller zu altern. In jedem Fall ist zunächst aber der zur Verfügung gestellte Strom total egal. Ist er zu hoch läuft der Wechselrichter im Maximum, so lange bis entweder die Leistung reduziert wird oder der Wechselrichter kaputt geht. Das wäre z.b. an eine Batterie der Fall.
Namenhafte Produkte sollten aber schon einige Zeit "Dauerlastfähig" sein. Im Zweifel die Module also nicht zu Leistungsstark wählen.
Allen Geräten gemein ist, dass diese zum erzeugen von Strom mit dem Stromnetz verbunden sein müssen. Es ist nicht möglich aus diesen Wechselrichtern z.b. einen Fön oder Computer direkt mit Strom zu versorgen. Die Wechselrichter brauchen Netzspannung, Netzfrequenz und Leitungswiederstand. Diese Werte werden permanent überwacht, läuft ein Wert aus dem zulässigen Bereich schaltet das Gerät sofort ( 200ms ) aus.
D.h. theoretisch ist es möglich so ein Gerät per Schukostecker in eine Steckdose zu stecken, der Wechselrichter speist dann seinen Strom in die Steckdose ein, der Strom wird in dem Haushalt verbraucht. Zieht man den Schukostecker aus der Steckdose, ist nach 200ms keine Spannung mehr an den beiden Kontakten.
Nach VDE und den TAB der Netzbetreiber derzeit jedoch ( noch ) nicht zulässig.
Wir haben in Deutschland sogenannte saldierende Zähler und ein 3-Pasen Netz. Bezieht man auf 2 Phasen Strom, auf der 3. Phase wird jedoch Strom in das Netz zurück gespeist, so wird dieser Strom in Abzug zu den anderen Phasen gebracht.
Bei alten Ferraris ( mit Drehscheibe ) Zählern einfach über sich gegenseitig beeinflussende Magnetfelder, bei digitalen Zählern werden beide Richtungen erfasst und gegenseitig gegeneinander aufgerechnet.
Anschluss an das Stromnetz:
Zulässig sind:
-Festanschuss durch eine Elektriker, entweder an einen vorhandenen Stromkreis oder einen neu vom Elektriker gelegten Stromkreis.
-Anschluss durch den Betreiber an eine vorhandene oder durch eine, von einem Elektriker zu installierende, Einspeisesteckdose, meist von der Firma Wieland, machbar ist auch Neutrik
Speacon oder der chinesische Betteri-Stecker, der dem Wieland sehr ähnlich ist, aber nicht kompatibel.
Zur Zeit soll der vorhandene Stromkreis durch einen Elektriker geprüft werden und ggf. der Leitungsschutzschalter ( Sicherungsautomat ) auf 13 Aoder 10 A herab gesetzt werden um eine Leitungsüberlastung zu vermeiden. Verbaut der Elektriker eine spezielle Einspeisesteckdose liegt es in seiner Verantwortung das zu tun.
Beim Festanschluss durch den Elektriker ist es ebenso.
Montagesysteme:
Gibt es jede Menge, diese können hier nicht im einzelnen behandelt werden.
Wichtig ist, die Module dürfen auch bei starkem Sturm niemanden gefährden oder auf den Kopf fallen.
Kabelbinder sind nicht ausreichend!
Bei der Montage auf einem Dach sollte ein Potentialausgleich erfolgen.
Das Thema Potentialausgleich und Blitzschutz ist komplex.
Gutes Dokument dazu: Equipotential-bonding-lightning-protection-de.pdf (k2-systems.com)
Nach erfolgter Installation, vor der Inbetriebnahme:
Anmeldung beim Marktstammdatenregister:
Auswahlassistent | MaStR (marktstammdatenregister.de)
Muss man machen, dauert ca. 10 bis 15 Minuten und ist weitgehend selbsterklärend.
Anmeldung beim Versorger?
Nein! Angemeldet wird nicht bei dem Stromlieferant sondern beim Netzbetreiber.
Dieser stellt dazu ein Formular zur Verfügung.
Das kann man meist herunterladen, einige Netzbetreiber schicken es per E-Mail oder Post zu.
Er verlangt das Einheitenzertifikat des Wechselrichters, das Zertifikat über den NA Schutz und die Datenblätter der Module.
Die Dokumente findet man auf den Herstellerseiten der Komponenten, ein guter Verkäufer sollte das mitliefern oder einen Downloadlink bereit stellen.
Die Modulleistung in kWp wird abgefragt und auch eingetragen, es gibt jedoch keine Höchstgrenze. Theoretisch ist es möglich 1000kWp einzutragen.
Wichtig ist nur die Scheinleistung in VA des oder der Wechselrichter. Diese Leistung darf maximal 600VA betragen.
Im Zweifel anderslautende Texte nicht beachten oder streichen.
Die Marktstammdatenregisternummer muss eingetragen werden, daher dort zuerst registrieren.
Der Netzbetreiber prüft ob die Eintragungen identisch sind.
Ist der Netzbetreiber auch der Messtellenbetreiber ( Zähler ) kreuzt man an, dass dieser den Zähler gegen einen 2-Richtungszähler tauscht.
Die Gebühr für diesen Zähler darf zukünftig höher sein ( Maximal 20€ im Monat ) eine Wechselgebühr darf nicht verlangt werden.
Ggf. anderslautende Texte im Formular durchstreichen.
Das Erfassen von Energieflüssen ist Aufgabe des Messtellenbetreibers, welche Geräte er dazu verwendet ist im Prinzip sein eigenes Problem.
Zwar verursacht man durch den Wechsel Kosten, diese sind jedoch über die Grundgebühr abgedeckt.
Einfach gesagt: Hat der Messtellenbetreiber den Zähler noch nicht gewechselt, ein alter Zähler mit Drehscheibe ist noch vorhanden so wird der Wechsel nur vorgezogen, da diese ohnehin zukünftig getauscht werden müssen. Ist ein Digitaler Zähler vorhanden so hat der Messtellenbetreiber gepennt wenn es kein Modell mit 2 Richtungen ist. Zukünftig sollten nach meiner Meinung nur noch diese Geräte verbaut werden. Man kann argumentieren dass der Messtellenbetreiber es hätte wissen müssen das zukünftig auch Erzeugungsanlagen an den Stromkreisen betrieben werden und daher hat er ggf. die Zusatzkosten selbst verursacht.
Also WICHTIG: Zählertausch nicht bezahlen.
Wichtige Info: Man bittet den Netzbetreiber nicht um Erlaubnis, man informiert über die Installation der Anlage und zwar mit allen notwendigen Dokumenten.
Der Netzbetreiber hat da kein Mitspracherecht! Also nicht vorher anrufen und Fragen stellen. Bauen, Anmelden, fertig!
Für die Sicherheit der Anlage ist die Anlagenbetreiber und der Elektriker zuständig. D.h. hat der Elektriker eine Wielanddose gesetzt oder einen Festanschluss hergestellt ist alles notwendige getan. Rechnungen von Elektrikern gehen den Netzbetreiber nichts an!
Nach Einreichen der Unterlagen dem Netzbetreiber 2 Wochen Zeit für eine Reaktion lassen.
Ist ein Zähler mit Rücklaufsperre oder ein 2-Richtungszähler installiert dann einfach einschalten.
Nach 4 Wochen bei jedem Zähler einschalteten. Der Netzbetreiber hat anscheinend kein Interesse.
Idealerweise per Einwurfeinschreiben die Dokumente senden.
Fragen?