Ich will nicht nur eine PV Anlage planen, sondern strebe ein Gesamtkonzept an und stehe am Anfang meiner Planung. Vorteil: Ich kann noch sehr frei entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Nachteil: Ich habe keine Ahnung, welches die richtige Richtung ist, die zu meinen Rahmenbedingungen passt. Im Folgenden will ich beschreiben, wo ich gedanklich gerade stehe, und hoffe auf eure Hilfe für Aspekte, die ich vergessen habe.
Aktuelle Ausgangslage:
Wir haben ein Haus Bj. 1983 mit knapp 200 qm, südlich von Augsburg (PLZ 86). Es ist in konventioneller Ziegelbauweise und hat eine Unterdachdämmung und ungedämmte Wände. Wir haben eine Viessmann Ölheizung mit 2 Heizkreisen (Fußboden und Wandheizkörper), wobei wir in den meisten Räumen Fußbodenheizung haben und auch die Wandheizkörper teilweise aus dem Fußbodenheizkreis betrieben werden (eine der vielen „kreativen“ Lösungen des Voreigentümers ;-). Dimensionierend für die Fußbodenheizung ist im Augenblick das Bad im Erdgeschoß (Nordseite). Die Heizungen der anderen Räume könnte ich noch weiter aufdrehen und damit vermutlich mit reduzierter Vorlauftemperatur immer noch gut beheizen.
In der Ecke zwischen Wohn- und Essbereich steht ein holzbefeuerter Kachelofen, der vom Flur aus beheizt wird und auch Luft erwärmt (also nicht nur reine Strahlung, sondern auch Konvektionsheizung). Die Fußbodenheizung im Wohn- und Essbereich ist tendenziell bewusst zu niedrig eingestellt, sodass ich zum einen im Winter auch die Sonne nutzen kann, die im flachen Winkel durch große Südfenster ins Wohnzimmer strahlt und den Wohnraum heizt, und zum anderen nutze ich den Ofen regelmäßig als Zuheizer und realisiere damit eine Art „Nachtabsenkung“, für die die Fußbodenheizung zu träge wäre. Durch den Ofen kommt auch einiges an Warmluft im oberen Stock an, wodurch die Kinderzimmer nur wenig beheizt werden.
Randbedingungen:
Das Haus steht mit dem Dach in Nord-Süd-Ausrichtung (Süddach mit ca. 190 Grad) und hat 30 Grad Dachneigung. Laut der Svea Solar Rechnung habe ich auf beiden Seiten (Nord und Süd) ca. 85 qm zu belegen, ich schätze, optimiert komme ich auf knapp 100 qm. Heute Nachmittag kommt ein Solateur aus dem Nachbarort, vielleicht kann der die Fläche etwas genauer messen.
Ich habe versucht, meine Daten bei PVGIS einzugeben, bin aber nicht sicher, ob ich alles richtig eingegeben habe. Die „yearly PV energy production“ ist mit 1.093 kWh für mich plausibel. Wenn ich mir die Balken im Diagram vom „Monthly energy output“ anschaue, habe ich allerdings zwischen Sommer und Winter nur einen Faktor von gut 3. Ich habe aufgeschnappt, da läge ein Faktor 6 dazwischen?
Derzeit verbrauche ich pro Jahr etwa 2.200-2500 l Öl plus ca. 2-3 Ster Holz.
Ziele:
Ich hätte gerne mehr Versorgungssicherheit bei temporären Stromausfällen. Einen tage- oder gar wochenlangen Blackout möchte ich nicht abpuffern können. Des Weiteren hätte ich gerne ein sinnvolles Gesamtkonzept, wenn eines Tages die Ölheizung den Geist aufgibt, und möchte die Schritte, die ich jetzt gehe, in diese Richtung ausrichten. Die bestens funktionierende Ölheizung herauszureißen steht aktuell nicht zur Disposition, genauso wenig möchte ich mir außen Styropor an die Wand pappen.
Bisherige Überlegungen:
Wir sind eine sechsköpfige Familie mit vier Kindern (aktuell zwischen knapp 1 und 11 Jahren) mit 5.700 kWh Stromverbrauch, der vermutlich eher noch anwachsen wird. Seit ein paar Tagen führe ich Protokoll, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich der Verbrauch auf den Tag verteilt.
Zunächst ging es mir neben einer zumindest partiellen Selbstversorgung mit Strom um die Möglichkeit, temporäre Stromausfälle, mit denen ich in den nächsten Jahren zunehmend rechne, abzupuffern. Deshalb war meine Grundüberlegung, das Dach mit ca. 10 kWp zu belegen und mit einem 5 kWh Speicher zu ergänzen. Inzwischen habe ich mitbekommen, dass eine Notstromversorgung durch einen Pufferspeicher nicht in jedem Fall gegeben ist. Außerdem habe ich auch wahrgenommen, dass hier im Forum viele gegen einen Speicher sind. Ich verstehe, dass der Speicher in Relation zu den kWp sinnvoll dimensioniert sein muss (1:1 erscheint mir viel zu viel), halte ihn aber nicht grundsätzlich für unsinnig.
Wenn ich darüber nachdenke, wie ich den Eigennutzungsanteil steigern könnte, bin ich auf eine LWWP in Verbindung mit einem großen Wasserspeicher gekommen. Das ist vermutlich wirtschaftlicher als ein größerer Akku. Und die Wirtschaftlichkeit der WP lässt sich wiederum mit einer größeren Dachflächenbelegung steigern, so dass ich in den Übergangsjahreszeiten die Ölheizung (nahezu?) komplett ausschalten und sowohl Warmwasser als auch Heizung über die WP betreiben kann.
Fragen, die mich derzeit beschäftigen
* Ist Warmwassererzeugung aufgrund des höheren Wirkungsgrads nicht über Solarthermie wirtschaftlicher? Oder ist es nicht sinnvoller, auf ein zweites System auf dem Dach zu verzichten und wenn dann alles auf PV zu setzen?
* Nachdem es ja auch Anbieter gibt, über die ich den Strom zu veränderlichen Tarifen über die Strombörse beziehen kann, habe ich das auch im Kopf, um die Wirtschaftlichkeit des Akkus und der Anlage zu optimieren. aWATTar ist jedoch laut eigener Webseite bei mir derzeit noch nicht verfügbar.
* Mit Förderung habe ich mich bisher noch nicht wirklich beschäftigt. Was gibt es denn derzeit vom Bund? Bayern fördert ja auch den Ausbau, und ggf. gibt’s auch lokale Programme. Wo kann ich mir das halbwegs übersichtlich anschauen?
* Gehen diese Überlegungen tatsächlich in die richtige Richtung, oder bin ich evtl. doch irgendwo „falsch abgebogen“?
* Wie sieht ein sinnvolles Gesamtkonzept auf lange Sicht aus? Und hier bitte kein Scheuklappendenken, z. B. eine Gasheizung mindestens als Zuheizer im Winter möchte ich nicht gleich vom Tisch nehmen. Den Garten umzugraben für eine Sole-Wärmepumpe ist allerdings ein No Go. Der ist erstens nicht wirklich groß und zweitens in den letzten Jahren für viel Geld neu angelegt worden.
* Wie groß müsste die LWWP ausgelegt sein, um das Haus nahezu komplett heizen zu können, was kostet das dann, und mit welcher JAZ kann ich dann rechnen?
* Wäre eine elektrische Flächenheizung im Bad an der Decke als temporärer Zuheizer eine sinnvolle Option?