Bitte um Hilfe bei Anlagenplanung auf Reihenendhaus

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich mich eingelesen habe, wollte ich nachfragen, ob ich die folgenden Dinge so weit verstanden habe und wollte dann konkret in die Anlagenplanung übergehen.


    Daten zum Reihenendhaus:

    Baujahr: 2000

    Ausrichtung: NO-SW 70°

    Dachneigung: 47°

    Dachfläche: Jeweils ca. 50 m²; nach Abzug von Dachfenstern, zwei Schornsteinen und Dachentlüftung eher Richtung jeweils 40 m² (vgl. Bild)


    Stromnutzung:

    Derzeit nutzen wir ca. 3.000 kWh im Jahr. Es ist ein E-Auto vorhanden, das derzeit noch extern geladen werden kann. Zukünftig soll das dann über die eigene Wallbox geladen werden, sodass der Stromverbrauch um ca. 1.000 kWh im Jahr zunehmen wird. Zudem werden die Kinder größer und wollen mehr technische Geräte und ggfs. wird in ein paar Jahren eine Klimaanlage angeschafft. Das heißt, dass in wenigen Jahren vermutlich 4.500 bis 5.000 kWh im Jahr benötigt werden.


    Verschattung:

    Die Satellitenschüssel auf dem NO-Dach würde ich versetzen lassen, um dort die Verschattung zu minimieren. Im Herbst habe ich auf dem NO-Dach ab 10 Uhr volle Sonne und ab 15 Uhr wird mein SW-Dach durch das gegenüberliegende Haus komplett verschattet. Im Winter sieht das dann wohl noch schlechter aus.


    Planung Photovoltaik (sofern ich das alles richtig zusammengetragen habe):

    • So viele Module wie möglich: bei ähnlich gebauten Häusern in der Nähe habe ich 20 Module pro Dachhälfte gezählt, sprich auf der gesamten Dachfläche 40 Module entspricht ca. 12 kWp.
    • Aufgrund der Dachausrichtung und der niemals erreichten kWp könnte hier problemlos die harte 70 %-Grenze ohne (viel) Verluste eingehalten werden, gegebenenfalls noch weitere Einsparmöglichkeiten durch einen noch kleiner dimensionierten Wechselrichter, da beide Dachflächen aufgrund der Lage und der Dachneigung nie zusammen voll produzieren können.
    • Kein Speicher
    • Kosteneinsparung, wenn ein weiterer Zähler in den Zählerschrank eingebaut werden kann. Da habe ich leider keine Ahnung, als Laie würde ich sagen, dass in meinem Zählerschrank noch genügend Platz ist (vgl. Bild).
    • Finanzierung kann ggfs. sinnvoll sein, da man die Kreditkosten mit seinen (kleinen) Gewinnen verrechnen können soll.
    • Berechnung der Erträge in Abhängigkeit von der Dachausrichtung: es ist ein bisschen ernüchternd, dass im optimalen Fall, das NO-Dach 66 % und das SW-Dach 83 % erzeugen kann. Klingt irgendwie ziemlich schlimm.

    Meine Fragen:

    • Sofern meine Annahmen so stimmen: Lohnt sich finanziell die 12 kWp-Anlage oder soll lieber auf 10 kWp gegangen werden, um eine höhere Einspeisevergütung zu erhalten? Ich kann nicht einschätzen, ob diese 2 kWp mehr wirtschaftlich nicht eher schaden als nutzen?
    • Aufgrund der großen Verschattung des SW-Daches - lohnt sich das überhaupt?
    • Welche Größe an Wechselrichter wäre für so eine Anlage sinnvoll, die weit weg von den kWp produzieren wird?


    Ist jetzt etwas länger geworden, aber ich dachte, dass für eine gute Hilfe auch ausführliche Informationen vorliegen müssen. Vielen Dank für eure Hilfe.



    Grüße SolarStromSuchender


  • In welchem Bundesland wohnst du denn und hast du die entsprechenden Vorgaben der Landesbauordnung bzgl. Abstand zu Brandschutzwänden beachtet?

    Ansonsten ist es hilfreich einen Dachplan mit genauen Maßen zu erstellen und diesen mit Modulen der aktuellen Standardgröße 1,75m x 1,05m zu belegen. Dann siehst du recht schnell, was passt.


    Verschattung kannst du mit PV*SOL simulieren, wenn du die Umgebung entsprechend modellierst. Dann hast du belastbare Daten und keine Gefühle.


    Wechselrichter kannst du aussuchen, wenn die Belegung fix ist. Sonst zäumst du das Thema von hinten auf.


    Einen zusätzlichen Zähler brauchst du bei der Größe nicht, wohl aber SLS und ÜSA. Das passt aber alles in deinen Schrank.


    Bzgl. Finanzen: Zinsen sind Betriebsausgaben und die geringere Einspeisevergütung fällt nur für den Anlagenteil über 10kWp an, nicht für alles.

  • Danke für deine sehr ausführliche und hilfreiche Antwort.

    In welchem Bundesland wohnst du denn und hast du die entsprechenden Vorgaben der Landesbauordnung bzgl. Abstand zu Brandschutzwänden beachtet?


    Nein, das habe ich bisher noch gar nicht beachtet, danke für den sehr guten Hinweis. Ich wohne in NRW. Nach einer ersten Recherche können brennbare Photovoltaikmodule bis auf eine Entfernung von 1,25 m und nicht brennbare Photovoltaikmodule bis 0,5 m an das Nachbargrundstück gebaut werden. So verstehe ich zumindest den § 32 Abs. 5 BauO NRW.


    Die restlichen Hinweise werde ich sofort umsetzen.

  • Nach einer ersten Recherche können brennbare Photovoltaikmodule bis auf eine Entfernung von 1,25 m und nicht brennbare Photovoltaikmodule bis 0,5 m an das Nachbargrundstück gebaut werden.

    Mit der kleinen Eibschränkung, dass es keine als nicht brennbar zertifizierten Module auf dem Markt gibt.

    Lass dir von Verkäufern da auch nichts anderes einreden bzgl. Glas-Glas Modulen. Letztendlich bist du als Bauherr haftbar.

  • 70 hart kannste machen, dann gibts keine Verbrauchskurven.

    ggfs. wird in ein paar Jahren eine Klimaanlage angeschafft.

    Passiven Sonnenschutz; Dämmung mit Wärmespeicher: Holzfasern. Statt mit Strom gegen die Architektur zu arbeiten.


    Keine Ahnung aber was zum Schrank sagen? Der kann bleiben und du brauchst keinen 2. Zähler. Wozu auch Ausser du denkst an einen WP-Tarif.

    Fläche sinnVOLL belegen abzüglich Rand laut LBO.

  • Mit Wallbox könnte der Wunsch nach einem Smartmeter erwachsen, um angepasst an den Überschuss laden zu können. Dann kann man auch gleich 70% weich fahren, auch wenn das nicht mehr Ertrag gibt.

  • Ansonsten ist es hilfreich einen Dachplan mit genauen Maßen zu erstellen und diesen mit Modulen der aktuellen Standardgröße 1,75m x 1,05m zu belegen. Dann siehst du recht schnell, was passt.

    Das habe ich gerade gemacht. Aufgrund der mir vorher unbekannten Abstandsregel passen doch weniger Module auf das Dach als gedacht. Jetzt könnten 15 Module auf das NO-Dach und 12 Module auf das SW-Dach passen.

  • 70 hart kannste machen, dann gibts keine Verbrauchskurven.

    Keine Verbrauchskurven zu haben fände ich für mich persönlich etwas schade, da ich mir gerne Statistiken usw. anschaue. Vielleicht sollte ich mir das dann noch einmal überlegen.


    Passiven Sonnenschutz; Dämmung mit Wärmespeicher: Holzfasern. Statt mit Strom gegen die Architektur zu arbeiten.

    Absolut richtig. Ich hoffe darauf, dass die Photovoltaikanlage genügend die Sonne abschirmt, damit es im Sommer nicht ganz so heiß wird.

    Mit Wallbox könnte der Wunsch nach einem Smartmeter erwachsen, um angepasst an den Überschuss laden zu können. Dann kann man auch gleich 70% weich fahren, auch wenn das nicht mehr Ertrag gibt.

    Danke für den Hinweis. Werde ich mir noch einmal genauer überlegen müssen.

  • Wallbox könnte der Wunsch nach einem Smartmeter erwachsen, um angepasst an den Überschuss laden zu können

    Wird überbewertet und heißt im Winter Fahrrad fahren.

    Kommt auch keiner auf die Idee, den Haushalt nur mit pvstrom zu bedienen.

    dass die Photovoltaikanlage genügend die Sonne abschirmt, damit es im Sommer nicht ganz so heiß wird

    Ja, spürbar!

  • Verschattung kannst du mit PV*SOL simulieren, wenn du die Umgebung entsprechend modellierst. Dann hast du belastbare Daten und keine Gefühle.

    Ich habe jetzt mal mit PV*SOL herumgespielt. Das Programm hat mir 18 Module auf das NO-Dach und 16 Module auf das SW-Dach gelegt. Mit den ca. 300 kWp pro Modul komme ich damit auf eine Gesamtleistung von 10,2 kWp.


    Jedoch bin ich etwas über den Schattenwurf der Nachbarhäuser auf das SW-Dach ernüchtert. Die untersten Module sind knapp 10 % verschattet bzw. das Programm hat berechnet, dass die gesamte Anlage 5 % Ertragsminderung durch Abschattung aufweist. Laut Berechnung soll die Anlage im Jahr ca. 7.400 kWh Strom erzeugen und einen Anlagennutzungsgrad von 81 % aufweisen.

    Aufgrund der NO- bzw. SW-Lage sollte eigentlich die Stromerzeugung relativ gleichmäßig über den Tag verteilt sein, sodass der Eigenverbrauch vermutlich relativ hoch sein könnte. Leider fehlt mir trotzdem ein bisschen das Verständnis, ob eine solche Anlage ohne Verluste betrieben werden kann.