Vorgehensweise bei problematischer Dachstatik

  • Liebe Community,


    nach Durchforsten der FAQ und diverser Beiträge habe ich schon viel gelernt über das Thema Photovoltaik. Nun bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich gerne Eure Ersteinschätzung einholen möchte. Es geht um ein Mehrfamilienhaus mit folgenden Daten:


    Lage & Ausrichtung

    Nürnberg

    Dachfläche Südseite Ausrichtung 189 °

    Balkonbrüstung

    Hausvorsprung


    Energetische Bausubstanz

    Baujahr 1984

    Dachdämmung für 80er Jahre relativ gut, 140 mm Mineralwolle zwischen den Sparren

    Solarthermie-Anlage + Gasbrennwertanlage 2009

    21 % der Transmissionsverluste gemäß Gutachten über Dach, Transmissionsverluste 37 % der Gesamtwärmeverluste --> nur ca. 10 % Wärmeverluste über das Dach

    Primärenergieverbrauch Hausanschluss Gas 70 kWh/(a*m^2) (Vorhersage Energiegutachten vor letzter Sanierung 78 kWh/(a*m^2) )

    --> Größere energetische Dachsanierung derzeit nicht sinnvoll


    Dachstatik & Bausubstanz

    Frankfurter Pfanne

    Loggia im Dachgeschoss (mittig)

    Für die Solarthermie-Anlage wurde 2008 ein Gutachten angefertigt dass für den Bereich der Loggia zum folgenden Ergebnis kam:

    „Im Bereich der Loggia, ist das statische System der Sparren gegenüber dem Standardschnitt verändert, da hier der Sparren auf der Südseite des Daches vom Zweifeldträger zum Einfeldträger wird. Die Nachrechnung des Bestands hat ergeben, dass die Tragfähigkeitsnachweise eingehalten sind, die Gebrauchstauglichkeitsnachweise für die Durchbiegung dieses Sparrens jedoch um den Faktor 1,76 überschritten werden. Eine Einhaltung der Gebrauchstauglichkeitsnachweise der bestehenden Konstruktion ist auch mit den angepassten Lastannahmen nach neuer Norm DIN 1055 (2005) nicht zu erreichen. Eine zusätzliche Belastung der Dachkonstruktion durch die Platten-Solarkollektoren kann hier nicht empfohlen werden.“



    Idee

    Meinem laienhaften Verständnis nach ist nur die Durchbiegung der Sparren im geschwächten Bereich der Loggia kritisch. Daher kam die Idee auf, diesen Bereich (auch wenn er quasi das "Filetstück" des Daches wäre) auszusparen und nur die Gauben und den Nahbereich um die Loggia herum zu belegen. Dort müsste die Last ja eher auf die Mittelpfette einwirken und nicht zu einer übermäßigen zusätzlichen Durchbiegung der Sparren führen.
    Zusätzlich würde sich die Balkonbrüstung für ein größeres Balkonkraftwerk anbieten, wobei hier die Ausrichtung durch einen Vorsprung dann für vier Platten nach SüdOst zeigen würde:



    Fragestellung

    1.) Stimmt meine Grobeinschätzung der Dachstatik?

    2.) Wie seht Ihr die Idee der Teilbelegung des Bereichs oberhalb der Loggia?

    3.) Seht Ihr noch Möglichkeiten, die Dachlast bei Belegung des gesamten Bereichs auf die Zweifeldbereiche der Solarthermie zu verteilen?

    4.) Welchen Randabstand muss man bei der Belegung der Gauben beachten? Ist auch ein minimaler Überstand möglich?

    5.) Ist die Belegung des Balkonvorsprungs mit mehreren Ausrichtungen zu kleinteilig/aufwändig?

    6.) Wer kümmert sich in solch einem Fall normalerweise um die Einholung eines Statikgutachtens? Der Solarteur oder der Bauherr?


    Freue mich über jedes Feedback! Mir ist klar, dass ich hier keine vollumfängliche (statische) Beratung erwarten kann, aber ich habe nach langer Recherche kaum ähnliche Fälle finden können und gehe dann bei einigermaßen hohen Erfolgsaussichten direkt zu einem Statiker.


    Schönes Wochenende noch,

    Futur_e

  • Kann dir da nicht helfen, außer darauf hinweisen, dass in BY 1,25 oder gar 1,5 m Abstand zur Brandwand zu halten sind - siehe LBO.

    Ähnliche Winkel lassen sich sehr gut in einem String mischen, auch ohne SE.

  • Hallo pflanze,


    danke für den Hinweis, über die Verschaltung der unterschiedlichen Ausrichtungen der Balkonanlage hinaus hatte ich mich eher gefragt, ob so eine kleinteilige Anlage auf 2 Ebenen für den Solarteur vom Aufwand her (und damit für mich vom Preis her) zu uninteressant wird mit zusätzlichem Montage- und Verkabelungsaufwand...


    Die Nachbarhäuser sind leicht versetzt, die abschließenden Hauswände sind daher lt. LBO wahrscheinlich per Definition Brandschutzwände. Im Dezember gab es in Bayern aber eine Änderung, siehe Vollzugshinweise des Bauministeriums


    https://www.stmb.bayern.de/ass…vollzugshinweise_2021.pdf


    "Die Neufassung von Art. 30 Abs. 5 Satz 2 ermöglicht einen auf 50 cm verkürzten Abstand von brennbaren Solaranlagen (sowohl thermische Solar- als auch Photovoltaikanlagen) als Dachaufbauten zu Brandwänden und Wänden, die an Stelle von Brandwänden zulässig sind. Voraussetzung ist, dass die Anlagen dachparallel installiert sind; außerdem müssen bei Photovoltaikanlagen Außenseiten und Unterkonstruktion aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen."

  • Es wird oft viel Geschrei um mehrere Flächen gemacht. Da aber jede Reihe eh für sich montiert wird ist der Unterschied nicht so riesig. Die Firmen sind gut ausgelastet und du solltest mit Abwehr-Angeboten rechnen. Aber stoisch Modul für Modul installieren funktioniert auch bei dir.

    außerdem müssen bei Photovoltaikanlagen Außenseiten und Unterkonstruktion aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen

    Da gehts halt los - zählen die Kabel zur Unterkonstruktion? Müssen die Module zertifiziert sein oder wird Alu als nicht brennbar angenommen? (Siehe World Trade Center - wo es Hinweise gibt, dass die Mischung aus immenser Hitze, Wasser im Gebäude und geschmolzenes Alu der Flugzeuge eine erhebliche Wirkung gehabt hat/haben soll/haben könnte.)

    Vermutlich wollen die damit Abstande bis 0,5 m möglich machen mit klassichem Material.