Maximaler Eingangsstrom

  • Ich bin allmählich am verzweifeln. Ein Hersteller (AEConversion) behauptet, dass nur die maximale Eingangsspannung nicht überschritten werden darf, aber der maximale Strom problemlos höher liegen könnte, weil ohnehin nur die maximale Stromstärke hindurchgeleitet würde. Von einem anderen Hersteller habe ich dann die Auskunft bekommen, dass auch die maximale Leistung maßgeblich sei und diese in keinem Fall überschritten werden dürfte, weil sonst das Gerät eine Fehlermeldung ausweisen würde (Solax). Bei letzterer Auskunft hatte ich aber jemanden am Apparat, die nach meinem Eindruck Strom mit Leistung verwechselt hatte und die mit dem Begriff Strom in Ampere so gar nichts anzufangen wusste. Und von einem Händler bekam ich die Auskunft, dass die maximale Eingangsstromstärke in keinem Fall überschritten werden dürfte. Was ist jetzt nun aber richtig?


    Ist ein Wechselrichter mit einem Haarfön vergleichbar? Wenn ich den Fön in eine 230 V Steckdose Stecke und der Fön z.B. 1.150 Watt Leistung hat, wird er ja auch nur 5 A ziehen und nicht die maximal möglichen 16 A, mit der die Steckdose abgesichert wurde. Oder anders gesagt müsste ja der Fön sonst auch bei einer Steckdose in Flammen aufgehen, wenn er die maximal möglichen 3.680 Watt ziehen würde.


    Vielleicht könnt ihr mir helfen hier die Mythen etwas zu entzaubern. Mein Anliegen ist die Überbelegung einer Dachhälfte im NW, bei der ich die maximale Leistung nicht wirklich sicher abschätzen kann. Jedenfalls möchte ich dort Module parallelverschalten. Hinzu kommen Restriktionen des Netzbetreibers, der bei einer WR-Leistung bis 600 Wp ein Formular bereit hält und bei einer höheren Leistung von der Schuhgröße bis zur Vorgartenbepflanzung alles haarklein wissen will und dafür rund ein Dutzend mehrseitige Formulare bereit hält, die dann ein Elektrofachbetrieb minutiöse ausfüllen soll, statt sich auf das Wesentliche, nämlich die Überprüfung der Anlage auf ihre Sicherheit zu konzentrieren.


    Jetzt hoffe ich, dass sich hier im Forum ein paar echte Experten befinden, die hier etwas mehr Licht ins Dunkel bringen können.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich den Fön in eine 230 V Steckdose Stecke und der Fön z.B. 1.150 Watt Leistung hat, wird er ja auch nur 5 A ziehen und nicht die maximal möglichen 16 A, mit der die Steckdose abgesichert wurde. Oder anders gesagt müsste ja der Fön sonst auch bei einer Steckdose in Flammen aufgehen, wenn er die maximal möglichen 3.680 Watt ziehen würde.

    Genau so ist es. Der WR ist für die DC-Seite ein Verbraucher, wenn der max. x A entnimmt, fließen auch nicht mehr als x A.


    Anlagen bis 600 W bekommen idR. die vereinfachte Anmeldung. Genauer: 600 VA, da es um Scheinleistung geht. Daher vielleicht mal den Netzbetreiber darauf hinweisen, dass du gerne eine PV Anlage mit 600 VA WR bauen willst. Wobei es ab einem gewissen Punkt auch wenig Sinn macht, auf die vereinfachte Anmeldung zu beharren und auf die Einspeisevergütung zu verzichten, wenn man Platz für deutlich mehr Module hat.

  • Genau so ist es. Der WR ist für die DC-Seite ein Verbraucher, wenn der max. x A entnimmt, fließen auch nicht mehr als x A.


    Anlagen bis 600 W bekommen idR. die vereinfachte Anmeldung. Genauer: 600 VA, da es um Scheinleistung geht. Daher vielleicht mal den Netzbetreiber darauf hinweisen, dass du gerne eine PV Anlage mit 600 VA WR bauen willst. Wobei es ab einem gewissen Punkt auch wenig Sinn macht, auf die vereinfachte Anmeldung zu beharren und auf die Einspeisevergütung zu verzichten, wenn man Platz für deutlich mehr Module hat.


    Vielen Dank für diese Antwort. Das hilft mir ungemein weiter.


    Außerdem weiß ich jetzt, dass ich nur im Notfall einen WR von Solax kaufen werden, weil ich wenigstens von einem Hersteller hätte erwarten können, dass die jemanden ans Telefon setzen, der etwas Ahnung hat oder gleich weiterverbindet. Auch ein Händler fällt jetzt für mich jetzt flach, weil auch dessen Auskunft dann wohl Unsinn war. Alleine die Auskunft von AEConversion war offenbar richtig, weshalb ich nun die Anlage bevorzugt mit deren WR bestücken werde.


    Ich habe ja bereits eine Micro-PV, die ich lediglich ziemlich aufrüsten möchte. Vorwiegend geht es mir hier darum mehr Strom zu erzeugen, den ich auch selbst verbrauchen kann. Im Gegenzug werde ich dann wohl etwas Strom im Sommer zur Mittagszeit an den Netzbetreiber verschenken. Dafür brauche ich hier aber auch keine EUR oder konsolidierte Umsatzsteuererklärung für die PV erstellen. Davon abgesehen wären die kärglichen Erträge bei mir sogar noch krankenkassenpflichtig.


    Grob umrissen will ich 1 kWp auf der NW-Seite installieren und 700-750 Wp auf der SO-Seite. Somit müsste über den ganzen Tag verteilt genug Strom für unser Haus incl. Büro mit Computer, Multifunktionsgerät und Klimaanlage im Sommer vorhanden sein, um hier einen Teil unseres Verbrauchs abzudecken.

  • Wie so oft ist es schwierig, hier eine allgemeingültige Antwort zu geben.

    Das funktioniert lediglich bei der Spannung gut, da man deren Überschreitung leichter protokollieren und überwachen kann und somit z.B. für die Garantie einen einfachen Indikator hat.

    Beim Strom ist das etwas schwieriger.

    Grundsätzlich sind auch hier Grenzen einzuhalten, deren fehlfunktionsarme Detektion ist aber schwieriger.

    Gibt es eine Angabe bzgl. dem max. Kurzschlussstrom, ist dieser einzuhalten, da auch die Ein-Fehler-Sicherheit gewährleistet sein muss. Hat der Wr-Eingang z.B. eine Art nicht beliebig niederohmigem Kurzschluss, dürfen z.B. Stecker oder Kabel dennoch nicht überlastet werden.

    Hier kann man sich u.U. bei Implementation entsprechender, wirksamer Schutzmaßnahmen, die eine Verletzung der WR Spezifikationen sicher verhindern, evtl. über letzte in Grenzen hinweg setzen. Hier muss man aber wirklich wissen, was man tut, was wohl auf die wenigsten zutrifft (sondern viele hier ihr Wissen und ihre Fähigkeiten überschätzen).


    Wenn Du wie geplant aufgrund gegenüberliegenden Ausrichtungen den Gleichzeitigkeitsfaktor reduzierst, ist das unproblematischer. Wobei eine fast 200%ige Überdimensionierung schon wieder heftig ist. Das wird deutlich auf die Lebensdauer gehen, da das Gerät im Sommer ja 8h-12h am Tag in der Leistungsbegrenzung hängen wird. Hier kommt es dann sehr stark auf die Dachneigungen an.


    Ciao


    Retrerni

  • Wenn Du wie geplant aufgrund gegenüberliegenden Ausrichtungen den Gleichzeitigkeitsfaktor reduzierst, ist das unproblematischer. Wobei eine fast 200%ige Überdimensionierung schon wieder heftig ist.


    Mein Plan B könnte eigentlich sogar zu mehr als 200% Überdimensionierung führen ;)


    Bei Plan B würde ich einen AEConversion 250 mit 1 x 250 Wp SO + 2 x 250 Wp NW belegen. Aufgrund der Dachneigung müssten hier rund 60% der Maximalleistung möglich sein, aber es gibt noch zusätzlich Verschattungen. Ich rechne daher mit weniger als 9 A x 2 x 60% 10,8 A. Der INV250 hat laut Hersteller 11 A Eingangsleistung, würde aber notfalls einfach nicht mehr durchleiten.


    Der zweite würde dann ein AEConversion 350-90 mit 2 x 250 Wp SO + 2 x 250 Wp NW werden. Hier würde es mit dem maximalen Strom auf der SO Seite eng werden, weil dann rund 9 A PV-Leistung auf 6,5 A maximalen Stromeingang treffen.


    Mit anderen Worten plane ich eine extreme "nominelle" Überdimensionierung, die aber in der Praxis durch die Himmelsrichtung und die Dachschräge nicht mehr ganz so extrem werden sollte. Davon abgesehen kann man ja meist die Monate mit drei Fingern abzählen, wo wirklich die maximale Leistung möglich wäre.


    Bezüglich dem Hinweis zur Lebensdauer, habe ich aktuell bereits sei Jahren einen INV500 mit doppelter Belegung (SO/NW). Im Gegenzug hängt er aber in einem Schuppen und wird durch zwei Prozessorlüfter gekühlt, so dass hier das Gehäuse nur leicht handwarm wird. Bevor ich die Lüfter montiert habe, schaffte der WR oft nur 460-470 Wp, weil er heiß gelaufen war.

  • Dachneigung sind rund 40° und Ausrichtung bei SO sind ca. 50° bzw. bei NW sind es ca. 130°. Für meine interne Soll-/Ist-Kontrolle gehe ich daher von 93% bei SO und 63% für NW aus.


    Habe jetzt aber gelesen, dass AEConversion für den INV350-90 zwischenzeitlich sogar 9A angibt. Damit wäre ja dann wieder alles im grünen Bereich. Und durch die Parallelverschaltung mit Schottky-Diode würde vermutlich auch etwas an Leistung verloren gehen, weshalb es dann sogar etwas besser passen könnte.


    Eventuell könnte ich ja aber auch meine (Computer)-Lüfter für den Wechselrichter & Co., die bisher an ein kleines Mini-Solarmodul angeschlossen sind, auch noch mehrere in Reihe (8 x 12 Volt = 96 Volt) und dann parallel an die Module schalten, um so noch rund 200 mA "wegzunehmen".


    Ich frage mich aber halt ohnehin, wie hier bei optimalen Bedienungen wirklich mehr Strom fließen soll. Wenn ein WR maximal für 350 Wp ausgelegt ist und die Module in Reihe dann rd. 60 Volt Spannung haben, könnten ja im Grunde auch nur 5,83 A fließen. Mir ist jedenfalls kein Gerät bekannt, dass mehr Strom ziehen könnte als es "verbrauchen" kann. Bei der Spannung ist das natürlich etwas anderes.

  • Mir ist jedenfalls kein Gerät bekannt, dass mehr Strom ziehen könnte als es "verbrauchen" kann. Bei der Spannung ist das natürlich etwas anderes.

    Leistungselektronik ala Schaltnetzteil regeln die Leistung.

    Ein Heizelement tut das nicht. Da macht es einen Unterschied, ob das Netz jetzt 230V Nachts oder 240V Tagsüber wegen viel PV hat. Dann steigt über R der I und somit U x I = P. Heizt die Waschmaschine jetzt per Zeitinterval anstatt Temperatursensor, steigt die Temperatur und die verbrauchte Leistung. Somit lässt uns PV mehr Strom verschwenden ^^

    Folglich kennst bestimmt viele Geräte, die mehr verbrauchen können.

  • Ein Heizelement tut das nicht. Da macht es einen Unterschied, ob das Netz jetzt 230V Nachts oder 240V Tagsüber wegen viel PV hat. Dann steigt über R der I und somit U x I = P.

    Wenn Du auf die Netzschwankung anspielst, ist dies wohl tatsächlich so. Müsste der Stromdurchfluss dann aber in Deinem Beispiel am Tage nicht niedriger sein, weil der Widerstand eines Heizelements ja konstant ist oder anders gesagt bekämen wir dann bei gleichem Stromverbrauch weniger "Wärme", weil die Heizwirkung ja direkt vom Strom und nicht von der Spannung abhängig ist?

  • Müsste der Stromdurchfluss dann aber in Deinem Beispiel am Tage nicht niedriger sein, weil der Widerstand eines Heizelements ja konstant ist

    230V / 26Ohm = 8,85A 230V * 8,85A = 2034VA

    240V / 26Ohm = 9,23A 240V * 9,23A = 2215VA

    Der Widerstand des Heizelements sinkt mit zunehmender Temperatur noch etwas, dadurch fließt noch mehr Strom, aber das lassen wir mal außen vor. ;)