Mietern Mieterstrom anbieten rentabel?

  • Hallo , wir habe ein Mehrfamilienhaus mit 8 Wohnungen gekauft und möchten auf das Dach eine PV installieren und unseren Mietern Strom verkaufen. Da ich durch googeln nicht schlauer geworden bin , frage ich nun euch.


    Wie läuft so etwas ab ?

    Ist es für mich als Vermieter und Betreiber rentabel ?

    Muss ich den restlichen Strom den ich nicht aus der Pv bekomme , dann selbst einkaufen und wieder verkaufen oder kaufen die Mieter dann selbst bei dem Anbieter ihrer Wahl ?

    Wir haben im Haus ein Stromverbrauch von ca. 25.000 kWh jährlich und es würden 21 Kwp aufs Dach passen. Vielleicht hat jemand von euch so ein Projekt auch schon realisiert . Freue mich auf eure Antworten.

  • MIeter haben vom PV Strom kaum einen Vorteil, es sei denn er ist gratis.

    Komplizierte Vorgänge immer dem faulsten Mitarbeiter geben. Er wird die einfachste Lösung finden!

  • Hallo,


    Mieterstrom ist in Deutschland ist insbesondere für kleine Hausgemeinschaften schwierig umzusetzen. Ich habe 3 Jahre lang Mieterstromprojekte in München projektiert. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich dieses Modell erst ab ca. 15-20 Haushalten wirtschaftlich rechnet.


    Grund: Der Gesetzgeber fordert umfangreiche Messeinrichtungen im Hausanschlussraum. So brauchst du in jedem Fall einen Kleinwandler (=3.500€) am Übergabepunkt und einen Messstellenbetreiber der die Energieflüsse in beide Richtungen bilanziert und die Stromabrechnung mit den Mietern übernimmt. Deshalb würde ich dir vom klassischen Mieterstrommodell abraten.


    An dieser Stelle auch der Hinweis, dass bei dir als Anlagenbetreiber und den Mietern als Stromverbraucher kein Personenidentität im Sinne des EEG besteht. D.h. für jede selbst verbrauchte kWh vom Dach muss der Mieter zusätzlich die EEG-Umlage abführen (ca. 6 Ct).


    In deinem Fall würde ich die Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren und die Einspeisevergütung mitnehmen. Die Photovoltaikanlage muss dann hinter den Zählern der Mieter installiert werden und wird als Volleinspeiseanlage ausgeführt. Das heißt: physikalisch verbrauchen die Mieter natürlich den Strom der PV-Anlage wenn die Sonne scheint. Bilanziell bekommst du für den Strom der PV-Anlage ausschließlich die EEG-Vergütung jede vom Mieter verbrauchte kWh wird seitens Netzbetreiber als Netzstrom (=fremdbezug) abgerechnet.


    Bei 21 kWp macht der Bau der Anlage aus meiner Sicht trotzdem Sinn. Insbesondere wenn ihr selbst in dem Haushalt wohnt. Dann könnt ihr die PV-Anlage an euren eigenen Zähler klemmen und zusätzlich vom Eigenverbrauch profitieren (Anlagenbetreiber = Energieverbraucher --> Personenidentität ist gegeben). Überschüssiger Strom wird eingespeist über die Einspeisevergütung vergütet.


    LG

    Ruben

  • Hallo,

    Danke RubenKunze. es ist ein reines Mietobjekt. Hätte es eine schöne Sache gefunden den Mietern den Strom vom eigenen Dach anzubieten, aber dann lass ich es. Die Rentabilität der Volleinspeiseanlage ist mir zu schlecht und auch mit dem Risiko, dass am Dach unter der Pv eine Reparatur mit Pv schwieriger ist, zu groß. Bin mal gespannt wie unsere Politik die Energiewände hinkriegen will ...

  • @Lexikon: ja zu allem, hatte ziemlich genau dasselbe vor. Unglaublich, was da für Hürden zu nehmen sind. Und dem Mieter ist’s egal, der kauft nach dem Preis.

  • Ihr könnt auch je Wohnung 2 Module von Eurer großen Anlage "abzwacken" und mit jeweils einem 600W-Wechselrichter versehen. Die klemmt Ihr dann den jeweiligen Mietern in die Zählerkästen und verkauft diese "Balkonanlagen" zum Selbstkostenpreis den jeweiligen Mietern. Dann haben alle etwas von der PV. Du natürlich leider weniger. Für die Umwelt und den Mieterfrieden und die Ansicht des Hauses aber sicherlich von Vorteil. Ihr müsst natürlich den Mietern mitteilen, dass eine weitere Balkonanlage auf dem Balkon dann nicht mehr möglich ist.

  • Mieterstrom (mit Zuschuss) ist aufgrund der Bürokratie wirklich nur bei größeren Anlagen sinnvoll. Bei "Strom an Mieter" sind etwa 10ct Preisdifferenz zu verteilen, da wird es schwierig das es sich für *beide* Seiten (Betreiber und Mieter) finanziell lohnt. Technisch/Ökologisch lohnt sich die PV immer, da bezogen auf das Gebäude immer Eigenverbrauch ohne Netznutzung vorliegt, zumindest bei einigermaßen symmetrischer Last auf den Phasen. Der gezählte Verkauf an den Mieter lässt dann lediglich die Netzentgelte, die Stromsteuer und die Konzessionsabgabe die weg fallen als "Verteilmasse".

    Wir haben sowas bei einer kleineren Anlage gemacht und reichen den PV-Strom für ~20ct Eigenkosten durch und die Mieter profitieren noch vom Wegfall der Grundgebühr. Macht aber bei wenig kWh auch wenig Euro/Jahr für erhöhten Abrechnungsaufwand beim Betreiber.

  • Ich hatte einen vermietet Wohnung mit Solarbehältern. Das fand der Mieter praktisch, so ohne Heizung die abgerechnet wurde. Dann gab es Ärger und er wollte die Teile raushaben. Das habe ich gemacht und nach dem Auszug darf ich alles neu installieren. Wenn es dann um die Kosten ( Strom der Gasheizung und Solarthermieheizung) geht, dann werden Anwälte komisch, vorher alles ok, dann kommen die Schwarzkittel. Konflikte mit Mietern sind spaßig. Sicherlich ein Grund warum trotz notwendigkeit immer weniger vermietet wird. Abgesehen davon zahlt man für den "Gewinn und Miete" Steuern. Bei mir kam nachher Netto etwa 10€ am Tag raus. Ich habe dann gern auf die 2 Kaffee am Tag in der Bäckerei verzichtet.

    Leider wurde meine Skepsis bezüglich der PV Anlagen erheblich übertroffen.. Blöd für die netten Mieter. Ich habe nicht ein Auszug ohne Zirkus erlebt, inklusiv der Bewohner aus dem Harz :ironie: