EFH 2000 - Gasheizung verstehen, Planung und Vorbereitung für nächstes Heizsystem

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich mir eine Einsicht über die Grundlagen meines Heizsystems im HTD-Forum angelesen habe, möchte ich gerne auch hier ein Thema dazu eröffnen, da ich einen sehr guten Eindruck von der hier vertretenen Expertise habe :)


    Zunächst einmal zur Ausgangssituation:

    EFH BJ 2000, massiv Poroton mit Klinker-Vorsatz und ca. 12cm Hohlraum/Dämmung.

    NAT ist ca. -11°C


    Keller: ca. 125m²

    EG: ca. 125m²

    OG: ca. 100m²

    DG/Spitzboden: unausgebaut, aber gedämmt


    Keller:

    etwa 105m² beheizte Fläche, vermietet und genutzt als möblierte 2er WG, mit konventionellen Heizkörpern, sowie im Bad ein Handtuchheizkörper mit Fußboden-Rücklauf (Flur nicht beheizt, im Heizungskeller Heizung nie an ;))


    EG:

    alle Räume (Wohnzimmer, Küche, Flur, Gäste-WC) mit Fußbodenheizung, Heizkreisverteiler für die FBH in der Speisekammer im EG (direkt über dem Heizungskeller), Stellventile und 230V Einzelraumthermostate laufen hier zusammen, Gäste-WC hat manuellen Drehknauf und kein elektrisches Ventil, Wohnzimmer (78m²) hat 3 Heizkreise.

    Inzwischen herausgefunden: Hochtemperatursystem mit gemantelten Rohren, gleicher Vorlaufkreis wie normale Heizkörper.


    OG:

    alle Räume mit Heizkörpern, im Bad Handtuchheizkörper mit Fußboden-Rücklauf. Flur unbeheizt, bzw. durch offenes Treppenhaus ist eigentlich das ganze OG durch das EG mitbeheizt. Hier im OG gibt es übrigens 4 Klimainnengeräte an 2 Außengeräten, die ich ebenso nachgerüstet habe (in Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Kind 1 und 2) Ist ja für einen evtl. Heizbetrieb auch interessant, aber Bad 1 und 2 sind damit nicht erschlagen.


    Gesamtverbrauch Gas aktuell für die 350m² inkl. 4 Personen und Kleinkind sind ca. 22.000 kWh, jeder duscht täglich, ab und zu wird gebadet, vor allem mit dem Kleinen. (Ein wenig geht sicher auch für den Gasherd in meiner Küche drauf, den ich neben einem Induktionsfeld betreibe)


    Alle Heizkörper sind Typ 22. Die Heizung scheint ein Exot zu sein: Unical Kondensal B20

    Externe Steuerung ist die Raumstation RS30, Außenfühler ist auch vorhanden.


    Anbei stelle ich direkt nochmal ein paar Fotos der Anlage mit dazu.

    Zu den bisherigen Maßnahmen und Erkenntnissen gleich mehr, der Übersicht halber in einem neuen Beitrag.


    Grabenkollektor kommt übrigens nicht in Frage, alle Außenanlagen sind fertig, hier reiße ich nichts größeres mehr auf.

  • So, nun zu den bisherigen Erkenntnissen.

    Durch die aktuell sehr niedrigen Außentemperaturen konnte ich bereits sehr gut testen.


    Durchgeführte Maßnahmen:

    - Zunächst alle Heizkörper mittels Voreinstellern auf N/maximal gestellt, Thermostate auf 5.

    - Alle EER im EG auf Maximal gestellt

    - Steilheit und Raumsoll abgesenkt, bis es nicht mehr zu warm war.

    - Umwälzpumpe lief bereits auf Maximum.


    Ergebnisse bei ca. 1°C Außentemperatur:

    - Steilheit 0,6, Raumsoll 22,5 liefert etwas zu viel Wärme, im EG bereits 23,5°C

    - Steilheit 0,45, Raumsoll 23,0 passt relativ gut.

    - Ich musste den Handtuchheizer im OG-Bad per Voreinsteller drosseln (auf 1-2), damit hier die Wärme reduziert wird und im Arbeitszimmer am Heizkörper noch ausreichend Wärme ankommt.

    - alles schön auf den gewünschten 22,5°C temperiert.

    - Auch ein kurzzeitiges Absinken der AT auf -10°C für 1-2 Tage sorgt noch nicht für zu kalte Räume.


    Aufgezeichnete Temperaturen:

    AT VL RL
    0 36 30
    -2 38 32
    -3 38 32
    -3 37 32
    -3 38 32
    -12 40 34
    -12 38 31
    -10 40 34
    -4 39 34
    -5 40 34
    -7 39 33
    -9 39 34
    -6 39 33
    -9 39 33



    Jetzt kommt allerdings das große ABER:

    Aufgrund der aktuell anhaltenden tiefen Temperaturen von -10 bis -14°C nachts reicht die Wärme im Haus vor allem im OG so nicht mehr aus. Daher musste ich die Heizkurve wieder anheben.


    Ergebnisse bei langfristig -10°C Außentemperatur:

    - Heizkurve auf 0,60 und 23,5 Raumsoll gestellt

    - Raumtemperatur im EG passt mit 22,5°C

    - Raumtemperatur im OG passt überall, außer im Arbeitszimmer, hier erreiche ich lediglich 20,5°C, das ist zwar gerade noch okay, aber nicht richtig toll angenehm. Hier wäre also dann wahrscheinlich ein Typ33 HK gefragt.


    Hier noch die neue VL/RL-Tabelle:

    AT VL RL
    -10 42 35
    -11 42 36
    -10 42 36
    -9 42 36
    -4 40 34
    -4 40 34
    -5 40 34
    -10 42 35



    Zwischenfazit ist meiner Meinung nach aktuell:

    - Heizkurveneinstellung bedarf wohl noch Optimierung, da mit 0,6 und 23,5 bei wärmeren AT zu viel Wärme im Haus ist. (nur wie am besten? Mehr Steilheit und weniger Raumsoll?)

    - Spreizung ist mit etwa dauerhaft 5-7K wohl ziemlich hoch. Leider kann ich anhand meiner verbauten Pumpe nicht erkennen, wieviel die denn fördert. Von Strömungsgeräuschen bin ich aber noch sehr weit weg. Die entstehen erst dann, wenn wirklich nur ca. 1/4 der Heizkörper geöffnet sind. Evtl. könnte daher bei höherem Volumenstrom noch die VL-Temp etwas gesenkt werden.

    - FBH und Heizkörper am gleichen Heizkreis harmonieren so wie es bei mir verbaut ist wohl tatsächlich relativ gut, erstaunlicherweise. Die FBH braucht wohl etwas höhere VL-Temps als sonst üblich.


    Aktuell bin ich weiter dabei, die Gasverbräuche in den kalten Nächten zu überwachen und mitzuschreiben.

    Hieraus liefere ich noch die daraus errechnete Heizleistung dann nach.

    Erste Werte ergeben 0,8m³/h bei AT von -12,5°C (Durchschnitt von 22:00-06:00), muss ich noch in kWh umrechnen.



    Gerne bin ich für jegliche Rückmeldungen und weitere Tipps dankbar :)

  • Eine Brennwertangabe meines Gases für Januar habe ich nun nicht gefunden. Im Dezember lag der Wert aber wohl bei 11,1kWh/m3.

    Das würde ja dann in etwa bedeuten, dass ich eine maximale Heizleistung bei -12°C von etwa 9kW benötige für das ganze Haus.


    Ist das noch wirtschaftlich über ein Wärmepumpensystem abbildbar?

    Sind 2 Jeishas parallel dafür eine Option?


    Oder sollte man hier auch über Hybridlösungen mit Gasunterstützung bei den sehr kalten Tagen nachdenken?

  • Eine Hybridlösung halte ich nicht für sinnvoll. Wobei ich nicht weiß, ob dir dein Gasherd in der Küche erhalten bleiben soll...

    Wäre ansonsten unnötige Grundgebühr und extra Wartungskosten.

    22.000kwh/a - hört sich auf diese Fläche gut an. Aaaaber, wie du im HTD bestimmt schon gelesen hast, ist für eine WP eine vernünftige Wasserumlaufmenge nötig, um sie möglichst effizient zu betreiben.

    Man kann diese errechnen, ein Wärmemengenzähler wäre aber sinnvoller. Wenn die WP kommen sollte, brauchst du ihn eh.

    Bei vermieteten Anteil des Hauses würde ich die Warmwasserbereitung nicht ausser Acht lassen.

    Zu deiner Rechnung wäre interessant, welchen Brennwert du deiner Therme zutraust.

    Zur optimalen Wärmeverteilung: ist bei deiner Anlage ein hydraulischer und thermischer Abgleich erfolgt? Dass es im OG nicht mehr warm wurde, heißt nicht zwangsläufig, dass die Kurve nicht reicht, sondern kann auch bedeuten, dass der Wärmedruck nicht ordentlich verteilt wird.


    Leider habe ich den Link gerade nicht zur Hand, aber es gibt eine Seite, bei der man seine JAZ der WP bei entsprechender Angabe VL/RL und NAT errechnen kann. Dann kannst du deine jetzigen Ausgaben den prognostizierten Ausgaben der WP gegenüberstellen und dir selbst ein Bild zur finanziellen Machbarkeit machen.


    Rein aus dem Bauchgefühl könnte bei dir sogar eine 7kw Jeisha reichen (wird allerdings eng mit ordentlich WW-Bedarf) Es gäbe aber auch ein 9kw-Modell.


    Keine Expertise von mir. Bin auch nur fleißiger Leser des HTD und habe frisch eine 5kw Jeisha verbaut.


    Grüße Xilli

    Fronius 6.0-M-3, 22x 275Wp TrinaSolar TSM05 seit 2015
    BWWP Feinwerk Top Air LS/WT270 seit 2016
    Fronius 8.2-M-3, 36x 270Wp JAM-6-BK seit 2017

  • Hallo, danke für die Antworten.


    Wie gesagt, einen thermischen Abgleich habe ich weitgehend gemacht. Es wird nirgends zu warm bei NAT, lediglich im Arbeitszimmer etwas kühl, hier muss dann also wohl der HK getauscht werden.

    Alle Räume im Keller, alle HK im OG und auch die FBH sind voll geöffnet und nur teilweise über die Voreinsteller leicht gedrosselt.


    Wärmemengenzähler hätte ich nun nach der Heizsaison evtl. einen einbauen wollen.

    Allerdings ist die Frage, ob das Sinn macht, und ich nicht dann direkt die Heizung komplett umrüsten sollte. Wenn mir nächsten Winter die Gastherme ausfällt, habe ich natürlich ein schwerwiegendes Problem.

    Immerhin ist sie nun 21 Jahre alt und es gibt keinerlei Ersatzteile, niemand kennt den Hersteller.


    Als erstes müsste ich mir wohl nun einmal Gedanken machen, ob ich einen guten, nachbarschaftsverträglichen Standort für die WP finde. Sind die Geräte von der Lautstärke vergleichbar zu meinen Klimaaußenteilen (auch von Panasonic) oder eher lauter/leiser? Daran sind die Nachbarn nun zumindest schon einmal gewöhnt.


    Gibt es hier große Unterschiede zwischen den Herstellern?


    Als Alternativen zur Panasonic kämen wohl dann noch die Wolf CHA10 oder die Daikin Altherma 3HT in Frage?