Woher kommt die Leistungsgrenze von 600VA für Balkonanlagen, ein Versuch der Erklärung

  • Ich habe mir mal ein paar Gedanken gemacht was der Hintergrund für die Begrenzung von Klein-PV Anlagen auf <=600VA ist.


    Als Begründung habe ich nur gefunden das die Gremien wohl davon ausgegangen sind das 600VA wohl zusätzlich an unseren üblichen 1,5qmm Leitungen angeschlossen werden können ohne diese zu Überlasten.

    Wie realistisch die jeweiligen Fälle sind soll jeder für sich selber entscheiden.


    Da es um Belastung der Kabel geht und die Spannung (fast) keinen Einfluss hat habe ich mich auf die Ströme konzentriert.

    Wie in der Elektrotechnik üblich schaue habe ich mir die jeweils ungünstigsten Fälle an.

    Für den 600VA Wechselrichter habe ich einen Strom von 2,9A angenommen (600VA / 207V) (207V = 230V minus 10% zulässiger Spannungsfall)

    Als zusätzlicher Verbraucher habe ich einen Verbraucher angenommen der die Leitung bis an die Grenzwerte voll aus lastet. (ein LS-Schalter der Kategorie B löst bei einer 1,13fachen Belastung für 1h gerade noch nicht aus) also 1,13 * 16A = 18,08A (das sind über 4000Watt !!!!) wieder der ungünstigste Fall.
    (Soviel hängt man nicht an eine Leitung. Das macht man einfach nicht)


    Wir schauen uns drei Leitungsabschnitte an: Im Szenario läuft der Verbraucher und der WR mit dem vollen Werten.


    Abschnitt 1: vom LS zum Verbraucherabzweig

    Strombelastung Verbraucherlast 18,08A minus 2,9A Wechselrichterstrom= 15,18A für 1,5qmm PVC Kabel für die überwiegende Anzahl der Verlegearten unkritisch


    Abschnitt 2: vom Verbraucherabzweig zum PV-Wechselrichter

    Strombelastung 2,9A des Wechselrichters für 1,5qmm PVC Kabel für die alle Verlegearten unkritisch


    Abschnitt 3: vom Verbraucherabzweig zum Verbraucher

    Die Leitung des Verbrauchers ist mit den vollen 18,08A belastet das ist für eine 1,5qmm Leitung sehr viel

    (in 9 von 10 Fällen aus Tabelle 3 VDE 0298-4 liegt dieser Wert über der Belastbarkeit)

    Da der LS im Abschnitt 1 sitzt wird er aber nur mit den 15,18A aus Abschnitt 1 belastet und nicht mit den 18A aus Abschnitt 3. Damit kann in diesem Fall der Überlastschutz des LS den Abschnitt 3 nicht umfassend schützen !!!!

    Aus diesem Grund wird dann auch empfohlen einen kleineren LS einzusetzen.

    (Die Empfehlung ist logisch aber besser wäre es noch einfach nicht soviel Last an eine Leitung zu hängen. Da der Elektriker aber mit dem DAU rechnen muss der ist ein kleinerer LS die richtige Lösung ? )



    Meine persönliche Meinung: Die Beschränkung ist theoretisch nachvollziehbar baut aber auf einem eher unwahrscheinlichen Fall auf. Kurz gesagt die 600VA sind schon sehr konservativ gerechnet. 1000VA wären mit Sicherheit auch für 99% der Fälle ohne Probleme möglich gewesen.

    Die Normengremien hätten ruhig einen Passus aufnehmen können das eine PV-Anlage wenn Sie an einer dedizierten Leitung hängt volle 16A einspeisen darf. Dann einfach mit Festanschluss und einem B16 Automaten. Das wäre einfach und Verbraucherfreudlich gewesen.



    PS: Im Kurzschlussfall gilt ähnliches jedoch da ein Inverter einen Kurzschlussstrom in Höhe seines Nennstromes abgibt. Ist der Beitrag des Inverters im Vergleich und bei obigen werten nur ca 3-4% und damit vernachlässigbar.

  • (Soviel hängt man nicht an eine Leitung. Das macht man einfach nicht)

    Schön, daß wir beide wissen, welche Steckdose an welcher Sicherung hängt und welche Kabel verlegt sind. Im Altbau kannst du nicht einfahc davon ausgehen, daß nicht zwei oder gar noch mehr Räume an eienr hängen.

    OT: ich kann mich noch gut an die WG-Zeit erinnern. Ich kam abends von der Uni, da hat mich die ältere Frau aus der Wohnung unter uns im Treppenhaus abgepaßt, daß sie im Wohnzimmer keinen Strom mehr hätte. Der Heizlüfter war zusammen mit dem, was sonst noch lief einfach zu viel. Selbst hat sie sich aber nicht an die Sicherungen getraut, hat immer ihr jüngst verstorbener Mann gemacht...


    Die Normengremien hätten ruhig einen Passus aufnehmen können das eine PV-Anlage wenn Sie an einer dedizierten Leitung hängt volle 16A einspeisen darf. Dann einfach mit Festanschluss und einem B16 Automaten.

    Genau so macht man das doch. Bzw. wie willst du größere Anlagen sonst anschließen?

  • Ich vermute die Grenze kommt auch daher, dass man Tagsüber bei gutem Wetter immernoch Strom importieren muss, wenn man z.B. den Herd verwendet. Technisch gesehen hätte man die Grenze auch bei 1,5kW bis 2,5kW setzen können.

    Wer Fehler findet darf sie behalten.:danke:

    2x 320Wp und 2x 280Wp an Solis 4G Mini 1000 (IBN Juni 2020, 2 280Wp Panels am 28.02.2022 hinzugefügt) +EMU Professional 3/75

    Link zur FAQ von pflanze

  • [...] habe ich mich auf die Ströme konzentriert. ...

    Das haben sogar schonmal Leute wissenschaftlich untersucht, wie die von EmpowerSource öfters hier verlinkte Studie zeigt. (Den Link dazu findest du hier .)

    Ein schönes Beispiel dafür wie willkürlich das alles ist.

    Inwiefern bezeichnest du das als willkürlich? Die von dir vorgeschlagene "Grenze" 1000VA wäre weniger willkürlich? :/

  • [...] habe ich mich auf die Ströme konzentriert. ...

    Das haben sogar schonmal Leute wissenschaftlich untersucht, wie die von EmpowerSource öfters hier verlinkte Studie zeigt. (Den Link dazu findest du hier .)

    Ein schönes Beispiel dafür wie willkürlich das alles ist.

    Inwiefern bezeichnest du das als willkürlich? Die von dir vorgeschlagene "Grenze" 1000VA wäre weniger willkürlich? :/

    Oh vielen Dank, die Studie kannte ich nicht. Da ist ja unter anderem auch der von mir gerechnete Fall aufgeführt.

    Ja natürlich sind meine 1000VA genauso willkürlich. In dem meisten Fällen wären vermutlich auch viel größere Werte ohne Probleme möglich.

    Laut der Studie sind ja die 600VA basierend auf dem zulässigen Strom des Steckers (2,5A) was dann aufgerundet auf 600VA.

    Dabei wird doch "Wieland" vorgeschrieben. Die hat aber garkeine 2,5 A sondern wenn ich richtig informiert bin bis zu 20A.


    Wenn ich die ganzen Geschichten mit den verschiedenen VNBs hier im Forum lese kann man ja echt das Interesse an der Sache verlieren.

  • Hallo, Liebe Leute!

    Nicht weiter Diskutieren denn die 600Wp sind von Gestern. die neue Grenze ist 800Wp.. zumindest im Raum Wien - Wiener Netze...

  • Anschluss einer Photovoltaik-Anlage (> 0,8 kVA)

    Mit Sonnenlicht den Haushalt versorgen – das ist eine echte Investition in die Zukunft. Zudem können Sie den Energieüberschuss ins öffentliche Stromnetz einspeisen und so zusätzliche Erlöse lukrieren. Für Photovoltaik-Anlagen mit mehr als 0,8 Kilovolt-Ampere (kVA) – also rund 800 Watt – Anschlussleistung im Großraum Wien benötigen Sie dafür einen Anschluss an das Stromnetz der Wiener Netze.

    https://www.wienernetze.at/photovoltaik

  • Laut der Studie sind ja die 600VA basierend auf dem zulässigen Strom des Steckers (2,5A) ...

    Das glaube ich nicht. (Ich habe leider den Link zu besagter Studie nicht auf Anhieb gefunden auf der Seite von EmpowerSource ) So ein Quatsch steht da nicht drin in dieser Studie... ;)

    Wenn ich die ganzen Geschichten mit den verschiedenen VNBs hier im Forum lese kann man ja echt das Interesse an der Sache verlieren.

    Könnte man, sollte man aber nicht mMn... :):thumbup: (Es liest sich oft schlimmer, als es ist...)

    Edit:

    ... ins öffentliche Stromnetz einspeisen und so zusätzliche Erlöse lukrieren.

    In Wien kann man ordentlich lukrieren... (Das Wort gibts!?! ^^) Aber in Linz, da beginnt´s.. ;)