Es ist vollbracht! Seit Ende September ist unsere PV-Anlage in Betrieb. Ein riesengroßes an alle hier im Forum für die vielen tollen Ratschläge. Ohne die hätte ich heute garantiert eine ganz andere, viel kleinere Anlage auf dem Dach (das allererste Angebot vor ein paar Jahren lag mal bei 2,7 kWp). Daher möchte ich für Neulinge kurz meinen Entscheidungsprozess schildern. Vielleicht kann ich so auch dem einen oder anderen helfen.
Ausgangslage
Wir haben eine Doppelhaushälfte mit einem relativ kleinen Dach. Auf der Südseite befinden sich ein Dachfenster und zwei Solarthermie-Module. Auf der Nordseite ist eine Dachgaube.
Belegung Südseite - no brainer
Hier im Forum habe ich gelernt, dass es sinnvoll ist, das Dach so voll zu machen wie möglich. Da wir die Solarthermie für relativ viel Geld hätten warten und reparieren lassen müssen, haben wir uns dazu entschieden, sie vom Dach zu nehmen. So passten letztlich 17 Module auf die Südseite. Das sind 5,61 kWp bei 330 Watt Modulen. Nicht schlecht, aber auch nicht die Welt.
Nordseite
Die Nordseite kann durchaus interessant sein, wenn die Neigung nicht zu steil ist. Das Charmante daran: wenn man Module nur auf der Südseite hat, verliert man rund 5 Prozent jährlich an Ertrag, weil die Anlagen im Sommer in der Regel bei 70% ihrer Leistung abgeregelt werden. Hat man jetzt jedoch noch Module auf der Nordseite, kommt man nur äußerst selten auf über 70% Leistung, weil die Module dort viel weniger Sonneneinstrahlung haben. Ich habe noch mal 13 Module auf der Nordseite, 6 auf der Gaube und sieben auf dem Dach. Dadurch habe ich nur noch einen Verlust von 0,3% laut Berechnung.
Lohnen sich aber die Module auf der Nordseite überhaupt? Ich habe mit PVsol den jährlich Ertrag ausgerechnet und mit der Einspeisevergütung multipliziert. Dann weiß ich, wie viel Geld durch diese Module rein kommt. Von meinem Solarteur habe ich mir den Wert geben lassen, wie viel 1 kWp Leistung zusätzlich kostet, wenn ich die Module auf der Südseite nehme und dann die auf der Nordseite dazu kommen. Das Fazit: Das rentiert sich von alleine und ich bekomme mehr Leistung vom Dach. Also gemacht. Jetzt habe ich 30 Module, 6 mit 345 Watt und 24 mit 330 Watt.
Chic muss es sein
Warum diese Aufteilung? Als sich meine Frau irgendwann auch mal für das Thema erwärmen konnte, gab es plötzlich nur noch einen Maßstab: das Design. Denn unser Süddach ist sehr prominent sichtbar, wenn man die Straße runter fährt. Daher kam auch nichts anderes mehr infrage als die ganz schwarzen Module LG Neon2 Black. Die haben 330 Watt Leistung. Auf der Gaube gen Norden sieht man sie nicht, daher konnten wir dort die LG Neon2 mit 345 Watt nehmen. Die sind fast komplett schwarz, sie haben eine weiße Folie, wodurch man auf den Panels dieses typische Linienmuster sieht. No Go auf der Südseite. So sind wir jetzt auf insgesamt 9,99 kWp Leistung gekommen.
Und ganz wichtig: es reichte nicht das normale, aluminiumfarbene Befestigungssystem, das am Rand unter den Modulen hervorschaut, nein, es musste ein schwarzes Einlegesystem sein. Dadurch liegen die Module jetzt bündig aneinander. Kostet alles extra, bringt nicht mehr Strom, sieht aber zugegebenermaßen geil aus.
Bei 10 kWp Anlagenleistung ist Schluss
Wir haben bewusst nicht mehr Leistung installiert, weil es zwischen 10 und 12 kWp eine Renditelücke gibt, da man ab 10 kWp einen zusätzlichen Erzeugungszähler installieren muss, der laufende Kosten erzeugt. Und das hätte sich mit dem Norddach nicht gelohnt.
Da wir drei verschiedene Himmelsausrichtungen bzw. Neigungen haben, haben wir Solaroptimierer von SolarEdge installiert. Und als Technikspielkind kann ich jetzt auf der App immer sehen, welches Modul wie viel Leistung bringt. Im Keller hängt ein 7kW Wechselrichter.
Formalitäten rechtzeitig regeln
Woran man denken sollte: rechtzeitig das Gewerbe beim Finanzamt anmelden sowie die Unterlagen, dass man eine PV-Anlage in Betrieb nehmen möchte, an den Netzbetreiber schicken. Dazu gibt es in der FAQ vom User pflanze auch einen tollen Hinweis. Sonst kann es sein, dass man die EEG-geförderte Einspeisevergütung erst ein bis zwei Monate nach Inbetriebnahme der Anlage erhält.
Stromzähler und Messstellenbetreiber
Nicht vergessen: solltet ihr noch keinen Zwei-Richtungszähler haben, kommen noch mal ein paar Euro für die Installation dazu. Die Anlage darf aber trotzdem schon ans Netz gehen, auch wenn der noch nicht da ist. Das sollte eigentlich eurer PV-Anbieter beauftragen. Ich habe mich dazu entschieden, in dem Zuge gleich zu ComMetering zu wechseln, was von den Inhabern dieses Forums betrieben wird. ComMetering übernimmt dann den Messstellenbetrieb und bietet einen super Kundenservice bei der Einrichtung. Die Installation ist übrigens förderfähig. Für mich das mit ein Punkt, denn ich wollte jetzt nicht 100 Euro an Netze-BW zahlen, um dann womöglich kurz darauf noch mal den Zähler tauschen lassen zu müssen gegen einen intelligenten. Damit werden wir Anlagenbetreiber nämlich demnächst zwangsbeglückt.
Speicher?
Ach ja, und habe ich einen Speicher? Achtung, Glaubenskrieg. Nein, haben wir aktuell nicht, da er uns noch zu teuer ist. Vom Grundsatz her würde ich es schon cool finden, den eigenen Strom auch nachts verbrauchen zu können, aber es ist einfach noch sehr teuer. Mein grünes Gewissen ist dadurch beruhigt, dass wir zum Stromanbieter EWS (Elektrizitätswerke Schönau) gewechselt sind. Dann kann ich auch ruhigen Gewissens Strom aus dem Netz beziehen. Und wer weiß, in ein paar Jahren kommt bestimmt irgendwann ein Speicher dazu.
Fazit
Alles in allem sind wir super happy. Es kommt auch jetzt noch gut was vom Dach runter und es sieht schon chic aus. Das haben wir zwar auch bezahlt, aber es hat sich gelohnt. Ich werfe auch gerne mal einen Blick aufs Dach.
Hier noch ein Bild von unserer Anlage auf der Südseite: