Hallo zusammen,
eine Freiland PV Anlage stellt einen Eingriff in die Umwelt dar. Die vorherige Nutzung wird unterbrochen, die Oberflächennutzung geändert, und durch die Einzäunung wird die Bewegungsfreiheit größerer Tierarten eingeschränkt.
Die Alternative ist jedoch, weiter fossile Energieträger zu verbrennen, z.B. Braunkohle. Ich würde gerne mal Eure Kommentare zu folgender Rechnung hören:
Flächenverbrauch Freiland PV ca. 13 m2/kWp also 1,3 ha/MWp bei südgerichteter Anlage
Stromerzeugung bei 950 kWh/kWp/a = 950.000 kWh/a
Stromerzeugung in 25 Jahren Laufzeit 23.750.000 kWh oder 23,75 GWh oder 18,3 GWh/ha oder 0,055 ha/GWh
Flächenverbrauch Braunkohle:
Laut Umweltbundesamt belief sich der Flächenbedarf in 2011 auf 2,1 ha pro Tag für den Abbau von Braunkohle
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de…brauch-fuer-rohstoffabbau
In 2011 wurden 150 TWh Braunkohlestrom erzeugt
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stromerzeugung
Der spezifische Flächenbedarf für Braunkohle in Deutschland ergibt sich daraus mit 19.570 kWh/m2 = 196 GWh/ha bzw. 0,005 ha/GWh
Zitat von UBAWird zusätzlich die Dichte des jeweiligen Rohstoffs berücksichtigt, lässt sich schnell errechnen, wie viel Oberfläche zerstört wird, um von einem Rohstoff eine Tonne abzubauen: ... für rheinische Braunkohle bei 220 cm² und für mitteldeutsche Braunkohle bei 700 cm².
Daraus ergibt sich mit 2.200 kWh/Tonne und 40% Wirkungsgrad ein spezifischer Flächenbedarf für Rheinischen Braunkohlestrom von 400 GWh/ha oder 0,0025 ha/GWh und für Braunkohlestrom aus der Lausitz von 126 GWh/ha oder 0,008 ha/GWh.
Über eine 25 Jahre Laufzeit einer 1 MWp Freiland PV Anlage kann man also entweder:
- 1,3 ha Land etwas beeinträchtigen, und das auch nur temporär und mit der Möglichkeit das Ökosystem mittelfristig sogar zu verbessern
- 0,06 bis 0,19 ha mit Braunkohleabbau komplett verwüsten, je nachdem gegen welches Revier man rechnet.
Nun kann man argumentieren, dass PV Strom nicht wirklich Braunkohlestrom ersetzt. Dann muss man sich hiermit auseinandersetzen: http://appvoices.org/end-mountaintop-removal/mtr101/ oder mit dem Effekt von Gas aus Fracking, aus Sibirien oder der Artik. Wenn man genau drüber nachdenkt, ist das auch nicht viel schöner.
Nach meinem Empfinden ist der Eingriff für Freiland PV relativ gering und überwiegend temporär, und nach Demontage bleibt eine unbelastete Fläche zurück. Mittel bis langfristig können sogar Vorteile entstehen, da sich der Boden 20 bis 30 Jahre lang erholen kann (ehemals bewirtschaftete Flächen), sich im Schatten unter den Modultischen interessante Ökosysteme bilden, und Verbesserungs- und Wiederaufforstungsmaßnahmen hochwertige Naturräume auf Ausgleichsflächen schaffen können.
Um eine kurze und griffige Aussage draus zu machen:
Man kann für Freiland PV die Nutzung und das Ökosystem einer Fläche temporär verändern, oder man kann weiter Kohle verbrennen und 10% dieser Fläche komplett zerstören.
Wie gesagt, Kommentare willkommen.
Gruß
Jochen
P.S.: Anlass meiner Überlegungen ist die Diskussion hier bei uns über eine Freiland PV Anlage für die einige ha Lärchen-Stangen abgeholzt werden müssen. Es ist erstaunlich wie manche Politiker, die sonst für Straßen, Gewerbegebiete und sonstige Dinge keine Skrupel haben, auf einmal jedem Baum umarmen.