Regelleistung von Deutscher Energieversorgung: Zähler kaufen, Strom frei beziehen

Regelleistung von Deutscher Energieversorgung: Zähler kaufen, Strom frei beziehen

Teil 6 der Serie über Regelleistungsmodelle: Die Deutsche Energieversorgung hat vor mehr als einem Jahr das Projekt „Econamic grid“ gestartet. Betreibern eines Speichers des Unternehmens wird dieser kostenlos geladen. Ziel ist es aber, den Strom über Ausschreibungen am Regelleistungsmarkt zu beziehen. Das Präqualifizierungsverfahren dauert hierbei noch an. Unabhängig davon will die Deutsche Energieversorgung zum Jahreswechsel ihr Angebot einstellen.

Seit rund einem Jahr simuliert die Deutsche Energieversorgung das Bereitstellen von Regelleistung über Senec-Speicher. Sobald wie möglich will die Firma die Dienstleistung vermarkten. Foto: Deutsche Energieversorgung GmbH

Seit einem Jahr simuliert die Deutsche Energieversorgung das Bereitstellen von Regelleistung über Senec-Speicher. Sobald wie möglich will die Firma die Dienstleistung vermarkten. Foto: Deutsche Energieversorgung GmbH

Fenecon, Sonnen, gridX – drei Firmen haben gerade ihre Konzepte zur Vermarktung von Regelleistung aus dezentralen Batteriespeichern vorgestellt. Ein viertes Unternehmen kündigt dagegen an, sich von diesem Geschäftsfeld abwenden zu wollen: Die Deutsche Energieversorgung GmbH, die den Batteriespeicher der Marke Senec herstellt.

Am Regelleistungsmarkt aktiv ist die Deutsche Energieversorgung dabei noch nicht. Seit mehr als einem Jahr zieht sich die Präqualifizierung der Schwarmtechnologie durch die Übertragungsnetzbetreiber hin. Das ist jedoch nicht der Grund, warum das Unternehmen sein Konzept nicht weiter vermarkten will, sagt Geschäftsführer Mathias Hammer. „Die Preise sind schon gesunken und unser Berater rechnet im ersten Quartal 2017 mit einem gigantischen Preisverfall“, sagt er.

Angebot für „Econamic grid“ endet zum Jahreswechsel

Im Unterschied zu den eingangs genannten Firmen will die Deutsche Energieversorgung nicht Primärregelleistung sondern Sekundärregelleistung vermarkten. Der Bedarf dafür ist größer, aber die Preise sind volatiler. Ab gesehen von Preisspitzen um Weihnachten und Neujahr lagen die gemittelten Preise in den vergangenen zwölf Monaten zwischen 0 und rund 800 Euro pro Megawatt in einer Ausschreibungswoche. 2013 und 2014 waren sie noch deutlich höher. Auch für Primärregelleistung sind die Preise gefallen, aber weniger tief.

Die Deutsche Energieversorgung will dennoch das Präqualifizierungsverfahren abschließen und für jene Kunden negative Regelleistung vermarkten, die sich im Projekt „Econamic grid“ zusammengefunden haben. Rund 4.000 Betreiber eines Senec-Speichers gehören dazu. Interessierte können sich dem Projekt noch bis Jahresende 2016 anschließen. Zum 1. Januar will das Unternehmen das Angebot einstellen. Neue Kunden werden dann nicht mehr aufgenommen.

Speichersysteme werden kostenlos mit Strom geladen

Bis Anfang 2017 rechnet die Deutsche Energieversorgung mit der Zulassung zum Regelenergiemarkt. Die technischen Hürden wären nunmehr alle gelöst. Anbieten will die Firma ausschließlich negative Sekundärregelleistung. Das heißt, die Speicher der Kunden werden kostenlos mit Strom geladen, wenn zusätzliche Stromverbraucher zur Netzstabilisierung gebraucht werden. Von bis zu 800 Kilowattstunden könnten Kunden im Jahr profitieren. Die Erlöse, die zusätzlich von den Netzbetreibern für die Abnahme der Leistung gezahlt werden, bleiben beim Unternehmen beziehungsweise seinem Kooperationspartner.

„Econamic grid“ läuft seit mehr als einem Jahr. Genauso lange werden die Speicher der Teilnehmer regelmäßig geladen, vorwiegend nachts geschieht das. „Wir machen das, indem wir Strom zukaufen“, sagt Hammer, „die Kosten haben wir auf uns genommen.“ Wenn das Unternehmen am Regelleistungsmarkt tätig ist, sollen die Speicher mit dem Strom aus gewonnen Ausschreibungen für negative Regelleistung geladen werden. Die Kosten, die die Teilnehmer am Projekt zu tragen haben, sind Kauf und Installation eines Lastgangzählers und von Technik zum Einbinden des Speichers in den Schwarm.

In den Fokus rückt die Deutsche Energieversorgung nun das Angebot der „Senec Cloud“. Seit wenigen Monaten nimmt das Unternehmen Stromüberschüsse, die nicht eingespeichert werden können, ab und liefert die gleiche Menge Ökostrom, wenn der Kunde die Energie braucht. Praktisch funktioniert das so, dass die Kunden ihre Überschüsse über die Deutsche Energieversorgung direkt vermarkten lassen. Aus den Erlösen über die Marktprämie kauft das Unternehmen dann die Energiemengen, die die Kunden zu anderen Zeitpunkten benötigen. Der Service ist in vier Mengenvarianten verfügbar. Die kleinste mit bis zu 3.200 Kilowattstunden Strombezug im Jahr kostet 16,95 Euro im Monat. Enthalten ist darin bereits das Messentgelt für den zusätzlichen Zähler, der für die Direktvermarktung einzubauen ist.

Bedenken wegen rechtlicher Situation bei Regelleistungsvermarktung

„Die Cloud ist einfacher und effektiver für den Kunden“, sagt Hammer. Denn schwierig findet die Deutsche Energieversorgung bei Regelenergie auch die rechtliche Seite. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verlangt von Solarstromerzeugern, die die Einspeisevergütung in Anspruch nehmen, dass sie den gesamten Strom ins Netz einspeisen, den sie nicht in unmittelbarer räumlicher Nähe nutzen können. Die Teilnahme am Regelenergiemarkt ist mit einer Anlage nicht gestattet, für die Einspeisevergütung gezahlt wird. Auch im EEG 2017 findet sich dieser Paragraph. Es gibt bereits Netzbetreiber, die das Bereitstellen positiver Regelleistung aus einem Solarstromspeicher und das Beziehen der Einspeisevergütung für unvereinbar erklären. Maßnahmen ergreifen sie noch nicht: Es wird auf eine Stellungnahme der Clearingstelle EEG oder der Bundesnetzagentur zum Thema gewartet. Aufgrund der rechtlichen Unsicherheit will die Deutsche Energieversorgung positive Sekundärregelleistung gar nicht erst anbieten.

Eine Lösung gefunden hat die Caterva GmbH für das Problem. Ein Speichersystem der Firma, das Primärregelleistung bereitstellt, ist administrativ geteilt: Ein Teil dient dem Zwischenspeichern von Solarstrom im Haus. Der andere wird über das Netz geladen und entladen und steht für Systemdienstleistungen zur Verfügung. Er befindet sich nach Aussage der Firma damit außerhalb des EEGs.

Über den Autor

Ines Rutschmann editor