Das Ende der OPEC?

  • Die Organisation erdölexportierender Länder, die seit Jahrzehnten den Ölpreis hoch hält (oder es versucht)....ist es möglich das sie bald zerbricht? Habe ich mich mal so gefragt, Weil:


    • Die OPEC hat ja zuletzt eine Förderkürzung vereinbart an der sich sogar nicht-OPEC Länder (wie Russland) beteiligt haben. Was hats gebracht? Sehr wenig. Vor allem die USA haben sofort wieder mehr Fracking-Öl auf den Markt geworfen und der Ölpreis ist sogar gesunken.


    • Schon diese letzte Förderkürzung war ein schwieriger Kompromiss, da es sehr viele gegensätzliche Interessen und Voraussetzungen gibt: Erzfeinde, reiche und arme Staaten, unterschiedliche Abhängigkeiten vom Öl, unterschiedliche Förderkosten und Ölreserven etc.


    • Außerdem gibt es gerade mit den USA und Kanada neue Ölförderer die nichts mit der OPEC zu tun haben


    Also, eine sehr komplizierte Situation, die noch funktioniert, weil alle wissen das ein Kartell (wie die OPEC) die Preise einigermaßen kontrollieren kann. Aber nun zeichnet sich ja mit dem aufkommen der Elektroautos (und Solarenergie) eine ganz neue Situation ab. Es wird nicht nur von Jahr zu Jahr deutlicher, sondern der Wandel wird auch von Jahr zu Jahr schneller. Und da habe ich mich so gefragt, wie lange sich die OPEC wird halten können, oder ab wann nicht doch einzelne Mitglieder ausscheren und -zusammen mit anderen unabhängigen Förderern- das ganze System OPEC zusammenfallen lassen?


    Warum könnte ein OPEC Mitglied ausscheren und die Fördermenge eigenmächtig erhöhen?
    Einem Erzfeind Marktanteile abnehmen, evtl. im Zusammenhang mit einem (Stellvertreter-)Krieg
    Ein anderes Förderland in den Bürgerkrieg stürzen, um Marktanteile zu bekommen
    Ein Land mit großen Ölreserven und freien Förderkapazitäten, welches Angst hat auf den Reserven Sitzen zu bleiben


    Oder spätestens wenn irgendwann in den nächsten 10(?) Jahren der Ölkonsum zurückgeht und und die Schere zwischen Angebot und Nachfrage immer größer wird, müsste die OPEC doch zusammenfallen und den Ölpreis ins unendliche sinken lassen...?

  • Hi,


    Zitat von Kallenpeter

    Warum könnte ein OPEC Mitglied ausscheren und die Fördermenge eigenmächtig erhöhen?


    ich denke, die Länder ohne Einkommensalternativen und Reserven werden als erste umfallen.
    Wenn die sehen, dass die Preis- und Fördermengenabsprachen nicht mehr geeignet sind, den Preis hoch zu halten, dann sind die einfach gezwungen zu verkaufen, was geht.


    Die Ursachen sind übrigens nicht die E-Mobilität oder EE, sondern die durch Fracking neue Möglichkeit der USA, Geld zu verdienen und parallel dazu Macht auszuüben.
    Dadurch werden die Rohölkosten die nächsten Jahre dauerhaft durch die Grenzkosten des amerikanischen Frackings bestimmt, die OPEC hat ihre Macht schon jetzt verloren. Das wissen auch die Spekulanten an der Börse und darum verhalten auch die sich ganz erheblich vorsichtiger, um nicht Milliarden zu verlieren.
    Sieht man auch daran, dass die aktuelle Nahostkrise den Ölpreis nicht mehr signifikant beeinflusst hat.


    Es wird auf absehbare Zeit imho keine Ölkrise mit drastischen Preisanstiegen mehr geben. So lange die USA fracken (und das werden sie tun, solange man damit Geld verdienen kann), wird der Ölpreis sich nicht wesentlich verändern.
    Wenn zeitgleich dazu immer weniger Öl für die Umwandlung in Energie benötigt wird, kann sich der Effekt von Angebot und Nachfrage sogar derart "ausschleichen", dass die Ölpreise auf absehbare Zeit kein Thema mehr sein werden, ob mit oder ohne OPEC.


    Leider bedeutet das, dass sämtliche nennenswerten Vorräte an Öl und Gas auch verbraucht werden und auf`s Weltklima was geschissen wird.

    MfG
    Ralf Hofmann
    ___________


    EEG-Anlagen: 30 kWp (12/2011) + 9,2 kWp (4/2013) + 8 kWp (10/2015) + 4,3 kWp (10/2017)
    Degertraker

    E-Auto: Nissan e-NV 200
    Meine Anlagen: PV-Anlage 30 kWp in 35745 Herborn

  • Zur Ölpreisentwicklung sag ich nix, da mir das Parket zu glatt ist. Ich habe da eher eine Frage:


    Wann wird der Zeitpunkt kommen, dass der Ölverbrauch sinkt?


    Quelle: Ölverbrauch


    Eine Stagnation über 24 Monate wäre ja schon mal ein gigantischer Erfolg.


    *Immer wenn in einem solchen Markt, die Mehrheit der Akutere der Meinung ist, das genau ihre Prognose korrekt ist, wird der Markt diesen Akteuren einen Haken in die Magengrube verpassen.

  • Hi,


    Zitat von PV-Berlin

    Wann wird der Zeitpunkt kommen, dass der Ölverbrauch sinkt?


    den Zeitpunkt sehe ich erst in mindestens 10, vermutlich eher in 15-20 Jahren.
    Abhängig wird das von der Entwicklung des Energie- und Mobilitätsbereichs in den USA und China sein.


    Die USA verlieren jetzt erstmal 4 Jahre, ob und was sich danach ändern wird, steht in den Sternen. Die Markteinführung des Model 3 wird in diesem Zeitraum ein gewichtiges Wort mitsprechen im Bezug auf die Entwicklung in den nächsten 5 Jahren, ebenso der PV-Ausbau in den Sonnenregionen der USA.


    China wird innerhalb von 10 Jahren das, was sie im PV-Bereinch vorgemacht haben im Bereich E-Mobilität wiederholen und parallel dazu die EE massiv ausbauen. China wird in 10 Jahren nicht mehr Öl verbrauchen wie heute, eher weniger.
    Indien wird sich verzögert, aber ähnlich aufstellen.
    Der Rest der Welt ist marginal, wird aber gezwungen sein, in die gleiche Richtung zu gehen.


    Wenn die Finanzmärkte nicht vorher kollabieren, wird`s wohl etwa so kommen, denke ich.

    MfG
    Ralf Hofmann
    ___________


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  • Ich habe mir mal zwei Fakten rausgesucht:


    1.) Fakt: Die USA fracken nur etwas über 10% der Weltölproduktionhaben den Ölpreis aber um (mehr als) 2/3 zum Fall gebracht.
    2.) Fakt: Der Straßenverkehr ist mit ca. 40% am Ölverbrauch beteiligt


    Die Prognose, dass "Big Oil" recht schnell scheitern wird wurde mit dem Artikel This Is How Big Oil Will Die ja schon gemacht.


    Heisst für mich: 10% mehr Öl erodieren den Ölpreis um 2/3. Wenn wir davon ausgehen, dass der Shift zur eMobilität sehr schnell kommt (siehe z.B. China mit seinem Quotensystem) und dazu das autonome Fahren noch kommt (siehe Boschs Ankündigung der "Roboter-Taxis ab 2022) und wir in 10 Jahren einerseits mit einer Produktionsquote von 50+% eMobilen und andererseits einer geringeren Nachfrage nach autos rechnen, könnte man auch mal mit der Überlegung operieren, dass ab ca. 2025 die Nachfrage nach Öl im Straßenverkehr um 50% einbricht. Das würde heissen, dass nur noch 20% der Gesamtproduktion im Straßenverkehr Verwendung finden. Geht man weiterhin davon aus, dass Erneurbare das Öl bis 2025 zu 90% aus der Stromerzeugung verdrängen und bis 2025 der Heizölverbrauch um 50% sinkt, kommt man zu einem Einbrauch von ca. 25%.
    Wenn 10% mehr Öl den Ölpreis um 2/3 erodieren lassen. Was machen dann erst 25% weniger Nachfrage?


    Fazit zur Thread-Überschrift: Es wird immer schlimmer für die OPEC.
    Fazit für @PV-Berlin: Um/Ab 2025 herum wird es einen deutlichen Rückgang des Verbrauchs geben.

    9,6 kWp Talesun TP660P-240, SMA STP 8000TL-20; Ausr.: 70° (West); DN: 33°; seit 10/2012
    10,56 kWp Yingli YL240P-29b, SMA STP 10000TL-10; Ausr.: -110° (Ost); DN 33°; seit 01/2013


    „Wenn Weitblick ortsgebunden ist, kann es mit den Visionen auch nicht so weit her sein.“

  • Nun, die OPEC dürfte tatsächlich am Ende sein .... weil praktisch auch die meisten OPEC-Länder auf ihre Öleinnahmen angewiesen sind. Und das ist Neu!


    Bei den derzeitigen Preisen kann selbst SA seine laufenden Ausgaben nicht mehr aus den Öleinnahmen decken.


    Ein Ölpreis von >100 USD über mehrere Jahre war zu dem weit weg von den tatsächlichen Förderkosten. Dies hat die Ölförderländer in einen Traum aus 1001-Nacht versetzt und ihre Ausgaben weit über ihre langfristigen Einnahmen steigen lassen!


    Dies hat zum einen einen gewaltigen Anreiz zum Erschließen von neuen Förderquellen, Fracking, Off-Shore erzeugt und zum anderen die Substitution von Öl durch andere Energiequellen gewaltig gefördert.


    Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, bis das Kartell, wie jedes Kartell, zerbricht. War bei Kaffee auch nicht anders. Und meist kommt es dann auch nicht mehr zurück.


    Zudem gibt es nun eine Reihe von OPEC-Ländern, die in der Zukunft auf jeden USD aus Öleinnahmen angewiesen sind, wie z.B. Nigeria, Iran, Venezuela, aber auch Irak, Libyen, einmal wegen des Bevölkerungswachstums und zum anderen wegen des Wiederaufbaus.


    Ich bin deshalb fest davon überzeugt, dass der Ölpreis lange Zeit nicht wesentlich über seine Grenzförderkosten hinausgehen wird, denn Fracking ist überall möglich, nicht nur in den USA. Wenn keine wirklichen politischen oder militärischen Krisen entstehen, werden wir auf lange Zeit keine Ölpreise mehr in der Nähe von 100 USD sehen.


    Und das wird zu einem weiteren langfristigen Anstieg des Ölverbrauchs führen. Was bei Heizung eingespart wurde und vom landgebundenen Verkehr aufgesogen wurde wird sich in Zukunft immer mehr hin zu Flugtreibstoff verschieben. Sinken wird der Verbrauch von Erdöl deshalb noch lange nicht. Peak-Oil dürfte noch in weiter Ferne liegen!

    • Offizieller Beitrag

    Nun, 50$/barrel sind 2,8ct/kWh thermisch oder bei 40%Wirkungsgrad (Rafinerierung) 7,1ct/kWh elektrisch.
    D.h. sobald E-Autos mit vergleichbarem Kaufpreis gegen Verbrenner antreten, wirds bei den aktuellen Preisen für EE-STrom weltweit für die 40% Verkehrsanteil beim Öl duster.
    Für die 17% Inustrie (ausser Chemie) und die 6% Stromerzeugung wird es heute bereits enger. Für die 11% wird es in Gewerbe und Haushalt auch enger, In der Landwirtschaft könnte sich Öl noch eine weile halten.
    DAs alles könnte den Hunger auf Neuerschliessung von Ölquellen deutlich dämpfen, und dann geht es mit sinkenden Fördermengen in alten Feldern an den Grenzkosten der Förderung irgendwann bergab.
    Voraussetzung: der ubau bei den EE steigt weltweit weiter an. Da müssen noch viele TWp in den Markt.

    Ich würde mein Geld auf die Sonne und die Solartechnik setzen. Was für eine Energiequelle! Ich hoffe, wir müssen nicht erst die Erschöpfung von Erdöl und Kohle abwarten, bevor wir das angehen.
    Thomas Alva Edison
    Trockenplatzdach 2,6kW zum Spielen :)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Dringi

    Heisst für mich: 10% mehr Öl erodieren den Ölpreis um 2/3.


    So ungefähr hab ich das seit ein paar Jahren im Hinterkopf. Könnte jetzt allerdings nicht mehr sagen wo ich das aufgeschnappt hab.


    Man sollte hinsichtlich eines sinkenden Ölpreises aber auch im Hinterkopf behalten dass dann weniger in Exploration und Förderung investiert wird, was die Produktion wieder senkt.
    Gerade bei den gefrackten Ölquellen ist es so dass
    a. das typische Frackingloch in den USA nach 5 Jahren nur noch 10-15% der anfänglichen Produktionsmenge liefert.
    b. man erneut Fracken müsste um die Produktion wieder anzuheben. Wird man kaum tun wenn der Preis zu niedrig ist


    Wenn wir Glück haben pendelt der Ölpreis in den nächsten 20-30 Jahren in einem erträglichen Band während die Elektrifizierung mittels EE hoffentlich schnell genug voran geht.

  • 40% Ölverbrauch im Strassenverkehr sind ca. 24% für PKW, 16% für LKW.


    Wenn man annimmt, dass 5% der PKW/LKW pro Jahr ersetzt werden, müssten ca. 50% der Neuzulassungen elektrisch sein, damit wir 1%/a Bedarfsreduktion durch den Verkehrssektor sehen. Das wird whrscheinlich 2030-35 so weit sein.


    Auf der anderen Seite wird noch relativ viel Öl zur Wärmerzeugung und zur Stromerzeugung verbraucht, das könnte schon eher stagnieren, gerade wenn PV-Anlagen Dieselgeneratoren obsolet machen.