PV für Einsteiger: Wie groß sollte meine Anlage sein?
- PV Forum Redaktion
- 0 Kommentare
- 5.317 Mal gelesen
Was sagt die Anlagegröße überhaupt aus?
Wenn man nicht regelmäßig mit Zahlen und Einheiten rund um den Stromverbrauch zu tun hat, kann es schonmal vorkommen, dass man sich unter einer Leistung von zum Beispiel 10kW erstmal wenig darunter vorstellen kann. Aber starten wir mal einfach. Verbraucher in unserem Haushalt benötigen eine gewisse Leistung. Die einen mehr, die anderen weniger. Eine Glühbirne benötigt zum Beispiel nur 50W oder sogar weniger. Bei einem Haartrockner sind es schon 1000W und mehr. Diese Leistung in Watt ist aber nur eine Momentaufnahme. Wenn ein Verbraucher längere Zeit in Betrieb ist, benötigt er in diesem Zeitraum eine gewisse Energie. Diese wird in kWh angegeben. Läuft ein Haartrockner mit 1500W eine Stunde lang, benötigt man dafür 1500Wh, also 1,5kWh.
Über das Jahr gesehen kommt bei allen Verbrauchern einiges zusammen. Im Durchnschnitt benötigt ein 4 Personen Haushalt etwa 4000kWh im Jahr. Das ganze kann natürlich noch mehr sein wenn auch elektrisch geheizt wird. Soviel also zur Energie, die verbraucht wird. Und wie sieht das ganze nun mit der erzeugten Energie aus?
Auch eine PV Anlage produziert eine Leistung in kW. Die aktuelle Leistung ist aber abgängig von den Wetterbedingungen. Eine Anlagengröße wird immer in kWpeak angegeben. Man spricht dann zum Beispiel von einer 8kWp Anlage. Das heißt unter optimalen Verhältnissen, erzeugt die Anlage 8kW. Wir wissen aber, dass die PV Anlage nicht den ganzen Tag und auch nicht jeden Tag die volle Leistung erzeugt. Natürlich gibt es da auch enorme Abweichungen zwischen den Jahrezeiten. Insgesamt geht man aber davon aus, dass über das Jahr gesehen pro 1kWp Anlagenleistung eine Energie von 1000kWh erzeugt werden. Eine 4kWp Anlage könnte also genau so viel Energie erzeugen wie in einem 4 Personen Haushalt benötigt wird. Ist das also schon die passende Größe? Bestimmt nicht…
Wie groß nun also?
Im besten Fall wird ja die Energie, die erzeugt wird auch wieder selbst verbraucht. Wenn wir bei einer 4kWp Anlage im Jahr 4000kWh Erzeugung haben, wäre das ja genau soviel wie verbraucht wird. Doch am wirtschaftlichsten wäre das auf keinen Fall. Die ganze erzeugte Energie kann natürlich nicht immer direkt verbraucht werden. Man kann mit rund 20-30% Eigenverbrauch rechnen. Der Rest wird ins öffentliche Netz gespeist und verkauft. Wenn die Anlage mal weniger erzeugt als aktuell verbraucht wird, muss wiederum wieder Strom zugekauft werden.
Je kleiner die Anlage, desto besser wird natürlich auch der Eigenverbrauch sein. Eine Anlage scheint dann schnell mal wirtschaftlich. Ist ja auch nicht falsch. Aber eine Anlage, die am Papier wirtschaftlich scheint, hilft mir nicht zwingend um Kosten zu sparen. Der Eigenverbrauch kann bei kleinen Anlagen schon hoch sein, der Autarkiegrad ist es dann aber nicht. Diese beschreibt wie unabhängig ein Haushalt vom öffentlichen Netz ist. Je kleiner der Autarkiegrad, umso mehr Energie muss eingekauft werden. Bei den aktuell sehr hohen Strompreisen wirkt sich das natürlich noch dramatischer auf unsere Kosten aus.
Die Anlagengröße nach dem Stromverbrauch auszulegen wurde und wird auch immer noch gern gemacht. Dennoch sollte man weg von dem Gedanken kommen. Autarkie, also Unabhängigkeit vom öffentlichen Netz und von den teuren Strompreisen wird also immer wichtiger. Wenn mich heute jemand fragt was denn nun die perfekte Anlagengröße ist, dann würde ich sagen, alles was geht. Zum einen spielt natürlich der verfügbare Platz eine wichtige Rolle. Aber auch die eigenen finanziellen Mitteln für die Anschaffung.
In folgender Abbildung sehen wir den grafischen Verlauf der Eigenverbrauchsquote und der Autarkiequote anhängig von der Anlagengröße. Das ganze beizieht sich auf einen Jahresstromverbrauch von 5000kWh.
Natürlich sind sowohl Eigenverbrauch als auch Autarkie wichtig. Diese beiden würden sich bei etwa 5,5kWp treffen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir damit am wirtschaftlichsten aussteigen. Wenn wir weiter raufgehen sinkt zwar der Eigenverbrauch, die Autarkie steigt aber an. Die Kurve flacht zwar etwas ab, dennoch können ein paar kWp mehr ein entscheidender Faktor sein. Wären die Strompreise sehr niedrig, würde es keine so große Rolle spielen. Aber wir müssen einfach auch in Zukunft weiter mit hohen Strompreisen rechnen. Umso höher die Autarkie, desto weniger muss teuer zugekauft werden. Also wäre auch eine 12kWp Anlage bei 4000kWh Jahresverbrauch in Ordnung? Klar, wieso nicht?!
Natürlich gibt es bei einer PV Anlage für einen gewöhnlichen Haushalt eine Obergrenze wo sich noch mehr Leistung nicht mehr wirklich auszahlt. In diesem Fall sehen wir ab 13-14 kWp, dass sich auch an der Autarkie nicht mehr viel tut. Das bedeutet die Energie, die hier noch oben drauf erzeugt werden würde, müsste ohnehin fast ausschließlich eingespeist statt selbst verbraucht werden.
Was den Eigenverbrauch angeht, sehen wir in der Grafik wie dieser mit zunehmender Anlagengröße unter 20% rutscht. Das muss aber nicht sein. Klar, bei einem gewöhnlichen Verbraucherverhalten wird es in ungefähr so aussehen. Hat man aber eine PV Anlage, wird man sich gut überlegen wann gewisse Verbraucher laufen sollen. Wenn man selber keinen Strom erzeugt, spielt es meist keine Rolle wann der Strom vom Netz bezogen wird. Der Preis bleibt derselbe. Hat man allerdings eine PV Anlage, dann sollten die Verbraucher natürlich vorwiegend dann laufen wen gerade Strom erzeugt wird. Dann steigt dann auch die Eigenverbrauchsquote. Da sind wir dann beim Stichwort „Lastmanagement“. Aber das ist ein anderes Thema, welches wir uns bestimmt später mal genauer ansehen werden.
Mit Blick in die Zukunft
Neben den wichtigen Aspekten wie aktueller Stromverbrauch, Eigenverbrauch und Autarkie sollten wir auch schon etwas in die Zukunft schauen. Was erwartet uns denn und wie wirkt sich das auf die Wirtschaftlichkeit aus? Ich denke bei einem Punkt sind wir uns einig, die Energiesituation wird sicherlich auch in Zukunft noch angespannt bleiben. Strompreise bleiben also hoch oder steigen sogar noch weiter. Was das bedeutet, haben wir uns oben schon angesehen. Jede selbst verbrauchte kWh, die nicht vom Netz gekauft werden muss wird noch wertvoller. Was bedeutet, dass Autarkie immer wichtiger wird.
Wir müssen uns aber auch die Frage stellen wie unser Verbraucherverhalten in Zukunft aussehen wird. Natürlich wird Strom sparen immer bedeutender für uns. Aber mit der Zunahme an Elektromobilität und elektrischen Heizmöglichkeiten wie Wärmepumpe, wird auch der Bedarf an elektrischem Strom immer mehr. Vielleicht steht ja auch bald schon das Elektroauto zu Hause. Dementsprechend wird auch der jährliche Stromverbrauch mehr. Man ist also immer gut beraten die PV Anlage im Vorhinein schon größer auszulegen.
Insgesamt sehen wir nun also wohin es gehen sollte. Packt drauf auf’s Dach was möglich ist und ihr werdet davon profitieren. Alleine wenn man bedenkt wieviel Anlagen umgehend nachgerüstet werden weil doch erkannt wird, dass noch mehr doch ganz fein wäre.
Das ganze heißt natürlich nicht, dass eine im Verhältnis kleine Anlage sich nicht auszahlt. Oft ist man einfach platzmäßig oder finanziell eingeschränkt noch größer zu bauen. Eines ist klar, auch eine kleine PV Anlage ist immer besser als keine PV Anlage. Was man aber auch bedenken sollte, eine Anlage mit 10kWp ist nicht doppelt so teuer wie eine 5kWp. Mit zunehmender Größe sinkt im Verhältnis auch der Preis. Wenn ihr also Platz und das nötige Kleingeld habt, dann lieber etwas größer als zu klein. Ihr werdet davon profitieren.