V2G - die Idee dahinter
Im Zuge der Energiewende sehen viele die Verwendung von Elektroautos als unumgänglich. Ist ja auch eine tolle Sache. Und vor allem wenn zum Laden erneuerbare Energie verwendet wird, ist es eine absolut grüne und saubere Art der Mobilität. Doch der Boom der Elektroautos bringt nicht nur Vorteile mit sich. Aktuell gibt es auch noch Herausforderungen. So stellt sich zum Beispiel die Frage wie der hohe Strombedarf bereitgestellt wird, den die Elektroautos benötigen.
Denn auch wenn wir ein stabiles Netz haben - wenn abertausende Elektroautos zum selben Zeitpunkt ans Netz angesteckt werden, kommt auch ein beständiges Versorgungsnetz an seine Grenzen. Deutschland hat damit bereits seine Erfahrungen gemacht und somit gerät auch das Thema Blackout wieder in den Fokus.
Gleichzeitig gibt es noch das Problem, dass erneuerbare Energie nicht immer konstant mit gleich großer Menge produziert werden kann. Oft wird dann mehr erzeugt, wenn der Bedarf niedriger ist und umgekehrt. Tag & Nacht, Sommer & Winter - Die Erträge sind einfach unterschiedlich und das trifft nicht nur für Photovoltaik zu.
Der Game Changer soll hier aber der Batteriespeicher sein. So kann Überschussleistung gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder verwendet werden. Dabei wird zum einen der Eigenverbrauch erhöht, aber auch das Netz kann damit entlastet werden. Wenn beispielsweise das Elektroauto aus dem eigenen Batteriespeicher geladen wird, ist kein Netzbezug notwendig. Bei nur einem Auto spielt das für das öffentliche Netz keine Rolle. Bei mehreren tausend sieht das aber schon etwas anders aus.
Batteriespeicher sind aber weiterhin noch sehr teuer und finanziell noch sehr umstritten. Nun kommt aber das V2G ins Spiel. Wie wäre es denn einfach sein Elektroauto als großen Batteriespeicher zu verwenden? Nachdem das Auto geladen wird kann die Energie entweder für die Fahrt verwendet werden oder später einfach wieder zurückgespeist werden um es für andere Verbraucher zu verwenden.
Schematische Darstellung V2G (Bildquelle: https://www.cleantech.com/ev-c…oftware-and-grid-services)
Die Anwendungen von V2G
Bleiben wir erstmal noch bei der Bezeichnung Vehicle to Grid. Wie der Name schon sagt, geht die Energie vom Auto ins Netz. Netz bedeutet aber nicht zwingend das öffentliche Netz. Es kann damit auch das eigene Hausnetz mit all den Verbrauchern gemeint sein. Aufgrund der unterschiedlichen Anwendungen sind auch mehrere Begriffe entstanden.
So ist auch öfters von Vehicle to Home (V2H) bzw. Vehicle to Load (V2L) die Rede. Allerdings hat sich V2G als allgemeiner Begriff durchgesetzt. Dabei können aber alle Arten gemeint sein wo es um das Rückspeisen vom Elektroauto in ein Wechselstromnetz geht.
Doch wo kann dieses bidirektionale Laden nun sinnvoll eingesetzt werden?
Unterstützung für das öffentliche Netz
Je mehr Verbraucher am Netz hängen, desto stärker beansprucht ist die Stromversorgung. Erzeugung und Verbrauch sollten immer möglichst ausgeglichen sein. Vor allem in der heutigen Dezentralisierung und bei der Verwendung von erneuerbaren Energien, ist das aber nicht immer so einfach. Auch an Zeiten, wo die Sonne einmal nicht so mitspielt, soll genug Leistung eingespeist werden. Genau hier könnten die Elektroautos mit V2G auch zum Einsatz kommen. Durch die Einspeisung von den Autos könnte das Netz so unterstützt werden.
Strom speichern - Eigenverbrauch erhöhen
Die Vorteile eines Energiespeichers liegen auf der Hand. Der überschüssige Strom wird gespeichert und später wenn nichts mehr vom Dach kommt wiederverwendet. Der Eigenverbrauch wird somit und erhöht und es muss weniger Strom gekauft werden. Da die Batteriespeicher aber immer noch sehr teuer sind, ist es wirtschaftlich oft gesehen nicht immer vorteilhaft. Beim V2G kann diese Aufgabe aber das Elektroauto übernehmen und es ist kein eigener Batteriespeicher mehr notwendig.
Energie einspeisen und Geld verdienen
Eine weitere Möglichkeit V2G zu verwenden, ist es die erzeugte PV Energie zu speichern um diese später für eine Vergütung einfach wieder einzuspeisen falls diese nicht gebraucht wird. Das ganze kann zum Beispiel auch mit variablen Stromtarifen kombiniert werden. Wenn der Strom günstig ist, wird bezogen und später für eine höhere Vergütung wieder eingespeist.
Wie sieht die Umsetzung aus?
Damit V2G funktioniert, müssen sowohl Auto als auch Ladeeinrichtung dafür ausgelegt sein. Und genau hier steckt die V2G Funktion aktuell noch fest. Das ganze fängt schonmal mit den Autos an. Nur wenige sind bereits jetzt schon V2G-fähig. Vor allem bei den deutschen Auto-Herstellern ist V2G am Markt kaum verbreitet. Aktuell werden es aber immer mehr Autos aus dem asiatischen Raum, die bidirektionales Laden bereits unterstützen. Ein bekanntes Beispiel ist der Nissan Leaf.
Entscheidend für bidirektionales Laden sind unter anderem auch die Ladestecker. In Deutschland wird für gewöhnlich der Typ2 Stecker verwendet. Mit diesem ist bidirektionales Laden aber nicht möglich. Aktuell unterstützt nur der CHAdeMo Stecker voll und ganz das bidirektionale Laden. Dieser ist wiederum bei den asiatischen Herstellern verbreitet. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber noch für Deutschland. Denn auch der CCS Stecker, der oft verwendet wird, wäre grundsätzlich V2G-fähig. Hier mangelt es aber noch an der Umsetzung
Es fehlt aber momentan sowohl bei den Autos als auch bei Wallbox und Ladesteckern noch ein gemeinsamer Standard an den sich jegliche Hersteller halten können. Bis alle Autos und Ladeneinrichtungen für bidirektionales Laden ausgelegt sind, wird es wohl noch ein wenig dauern. Die Technologie ist jedenfalls vorhanden. Warten wir mal ab wie schnell diese dann auch wirklich marktfähig ist. Es wäre jedenfalls ein großer Schritt in der Elektromobilität und ein noch größerer in der Energiewende.