Wie wird’s gemacht? Oder besser, wie wird’s nicht gemacht?
Gibt es denn überhaupt eine Formel für die perfekte Anlagengröße? Ich sage Nein. Dafür aber eine klare Tendenz in welche Richtung es gehen soll. Den Grund dafür erfahren wir im Laufe des Artikels. Aber fangen wir erstmal einfach an.
Lange Zeit war die Überlegung folgende: Wir schauen uns einfach unseren Hausverbrauch an und dementsprechend legen wir auch unsere Anlagengröße danach aus.
Der Hausverbrauch ist schnell ermittelt. Ein Blick auf die Abrechnung vom Vorjahr reicht meist schon aus.
Nehmen wir ein Beispiel her: Im Durchschnitt kann man bei einer vierköpfigen Familie mit Einfamilienhaus von einem Hausverbrauch von 4000-6000kWh/Jahr ausgehen. Eine 6kWp Anlage erzielt im Durchschnitt ebenfalls 6000kWh/Jahr. Passt doch perfekt oder? Nein tut es nicht…
Oft wird genau so vorgegangen um die richtige Anlagengröße zu bestimmen. Hier verstecken sich aber einige Irrtümer dahinter. Der erste liegt auf der Hand. Nur ein Bruchteil der produzierten Leistung kann auch direkt selbst verbraucht werden. Ist die produzierte Leistung pro Jahr gleich groß wie der Verbrauch pro Jahr, wird die Eigenverbrauchsquote der Anlage bei etwa 30% liegen. Wird die Anlage vergrößert, sinkt die Eigenverbrauchsquote auch logischerweise. Und genau davor schrecken viele zurück. Es werden dann Anlagen gebaut, die auf dem Papier erstmals die beste Eigenverbrauchsquote haben mit dem Glauben dadurch auch am wirtschaftlichsten abzuschneiden. Die PV Anlage wird dabei ganz einfach dem Hausverbrauch angepasst. Diese Vorgehensweise ist aber längst nicht mehr die beste.
Viel besser wäre es doch seine Verbraucher der PV Anlage anzupassen. Die Lastspitzen zur Mittagszeit abdecken oder Verbraucher gezielt bei Überschuss einschalten. Dazu gibt es bereits viele automatische Lösungen um damit auch die Eigenverbrauchsquote steigern zu können.
Anders betrachtet…
Der Ansatz, die Anlagengröße nach seinem Hausverbrauch zu bestimmen, kommt daher, dass man möglichst viel PV Strom selber nutzen möchte und versucht wenig Strom einzuspeisen. Den PV Strom selbst zu nutzen ist auch nach wie vor noch der effizienteste Weg, allerdings muss hier ein Umdenken entstehen, was den Überschuss angeht. Denn dieser ist nicht mehr einfach nur „verschenkter Strom“.
Wenn mich jemand aktuell fragt, was denn die beste Anlagengröße ist, würde ich sagen, alles was geht! - das ganze Dach voll. Natürlich muss jeder selbst für sich überlegen was für einem finanziell möglich ist. Aber wenn sich eine 20kWp Anlage am Einfamilienhaus ausgeht - Warum nicht?
Anstatt sich Gedanken über den vielen Strom zu machen, der günstig verkauft wird, sollte man sich lieber überlegen, welche Maßnahmen zu treffen sind, um möglichst viel PV Strom direkt selber zu verbrauchen.
Um nochmal auf den Überschuss bei größeren Anlagen zurückzukommen.
Ein Blick auf die aktuellen Strompreise zeigt, dass es ohnehin keinen Strom mehr „geschenkt" gibt. Die Preise steigen weiter und werden auch auf lange Sicht gesehen auf einem hohen Niveau bleiben. Um so wertvoller ist auch jede einzelne Kilowattstunde, die man selbst erzeugt. Wieso deshalb kleinere Anlagen bauen obwohl noch mehr gehen würde?
Zudem sollte man bereits jetzt an die Zukunft denken, schließlich hat man eine PV Anlage 25 Jahre und noch länger. Hat man heute 6000kWh Verbrauch, heißt das nicht, dass das in einigen Jahren immer noch der Fall ist. Möglicherweise kommt früher oder später ein Elektroauto hinzu. Oder vielleicht sollen mal elektrische Heizlösungen zum Einsatz kommen. Alles Faktoren, die den Stromverbrauch noch weiter steigen lassen. Und auch wenn wir Stromspar-Champions sind, die Tendenz des globalen Energieverbrauchs geht weiterhin nach oben. Was ja auch nicht zwingend schlecht ist. Vielleicht ist das der einzige Weg, der weg von der Abhängigkeit fossiler Energiequellen führt.
Schlussendlich geht es nicht darum die Nachfrage an elektrischer Energie zu stoppen, sondern diese nachhaltig zu erzeugen und zu verteilen.
Auch wirtschaftlich gesehen, spricht überhaupt nichts dagegen, seine Anlage großzügig auszulegen und man ist auf lange Sicht gesehen abgesichert und noch flexibler.
Zudem sinkt mit zunehmender Größe im Verhältnis auch der Preis einer PV Anlage. Das heißt eine 10kWp Anlage ist nicht gleich doppelt so teuer wie eine 5kWp Anlage, sondern liegt dann kostentechnisch deutlich unter dem doppelten. So wird man es im Nachhinein eher bereuen wenn man noch nackte Stellen auf dem Dach hat als wenn man anfangs vielleicht etwas mehr produziert als verbraucht werden kann.
Bestes Beispiel sind die unzähligen Anlagen, die bereits nach kurzer Zeit gleich wieder erweitert werden. Was ja auch nichts schlechtes ist, finanziell würde man aber sicher noch besser aussteigen, gleich die ganze Anlage auf einmal zu errichten.
Zudem wird auch die EEG Umlage für größere Anlagen abgeschafft, was dem ganzen nochmal einen zusätzlichen wirtschaftlichen Ruck gibt.
Fazit: Wenn es euch möglich ist, dann packt alles rauf, was raufpasst. Ihr werdet es nicht bereuen.