• Hallo zusammen,


    gibt es die Möglichkeit, mit möglichst einfachen Mitteln... und für einen schlecht angelernten Laien verständlich, die Berechnung von Trafoverlusten (Leerlaufverluste, Kurzschlußverluste) zu erklären? Oder ist das zu komplex?
    Wie wäre z.B. die Konstellation eines 250 kVa Drehstrom-Öl-Transformators mit einem Leerlaufverlust von 275 Watt und einem Kurzschlußverlust von 2625 Watt zu bewerten. Wieviel meiner eingespeisten Jahresstrommenge würde ich in dieser Konstellation (in Prozent) verlieren??


    Gruß


    James.blond65

  • Hallo


    Ich bin zurzeit mit dem selben Thema konfrontiert.
    Nicht so technisch :wink: aber finanziell.
    Die RWE wollte mir einen Vertrag unterjubeln indem sie 2,5 % Verluste am Trafo geltend macht!!!!!!!!!


    Zufälligerweise hat mir vorher ein Mitarbeiter gesagt ,das sich dieser Satz verhandeln läßt :lol:


    Nun habe ich meinen Elektriker und Trafobauer in die Pflicht genommen. Zunächst kam mündlich ca. 1.4% tendenz 1%
    bei meinem neuen Trafo raus .
    Die schriftliche Bestätigung blieb noch aus .(soll ende der Woche da sein)

  • neuharlingerstrom: Danke für den Hinweis, ich hatte in der Suche schon kräftig herumgeschaut, aber keine befriedigende Antwort gefunden, auch der Link, den du zitierst, handelt das Thema eher pauschal ab. Dennoch Dank für die Mühe...


    Gruß


    james.blond65

    • Offizieller Beitrag

    Hallo JamesBlond,


    vielleicht hilft Dir folgender thread weiter: http://www.photovoltaikforum.c…ttelspannung--t38574.html


    Hast Du auf der 20kV-Seite eine eigene Messung oder wird das Objekt, auf dem Du die PV-Anlage bauen willst, vom EVU über einen Mittelspannungsanschluss beliefert?
    Gruß Elektron

  • Hallo JamesBlond,


    dann will ich mich mal an einer Antwort versuchen, in der Hoffnung, dass ich es einigermaßen erklären kann:
    Die Trafoverluste setzen sich, wie du schon richtig schreibst, zusammen aus den sogenannten Leerlaufverlusten P0 und den Kurzschlussverlusten Pk.
    Die Leerlaufverluste sind die Energie, die zum fortlaufenden Ummagnetisieren des Trafokerns benötigt werden. Mit der sinusförmigen Spannung wird natürlich auch das zugehörige Magnetfeld ständig umgepolt. Die zur Ausrichtung der magnetischen Dipole im Eisenkern aufgewendete Energie ist als Verlustleistung messbar. Der Name Leerlaufverluste rührt daher, dass diese Verlustart unabhängig ist von der Belastung des Trafos, sie treten also auch auf, wenn der Trafo im Leerlauf betrieben wird, im Fall einer PV-Anlage also auch Nachts.


    Im Unterschied dazu stehen die ohmschen Verluste in den Wicklungen. Diese sind naturgemäß lastabhängig. Die Wert Pk gibt die ohmsche Verlustleistung eines Trafos bei Vollast an. Der Name Kurschlussverluste rührt daher, dass diese Verluste in einen Kurzschlussversuch ermittelt werden, d. h. bei kurzgeschlussener Sekundärseite wird primärseitig die Spannung so lange hochgeregelt, bis auf der Sekundärseite Nennstrom fließt. Die erforderliche Primärspannung wird in Prozent der Nennspannung als sogenannte Kurzschlusspannung auf dem Trafotypenschild mit angegeben und ist eine äußerst wichtige Kenngröße. Kleine Verteiltrafos wie Dein 250er haben üblicherweise eine Kurzschlusspannung von um die 4%. Die in diesem Versuch gemessenen Verluste abzüglich der Leerlaufverluste sind dann die Kurzschlussverluste.


    Um im konkreten Beispiel zu bleiben: Die Verluste Deines 250er Trafos bei Nennlast sind P0 + Pk = 275 W + 2625 W = 2900 W


    Die Wicklungsverluste sind jedoch, wie bereits erwähnt, lastabhängig. Es gilt: P = U * I = (R*I)*I = R*Iquadrat (Scheiße, wie krieg ich denn eine hochgestellte 2 hin???)


    Wird der Trafo nur mit halber Last betrieben, gilt demzufolge für die Wicklungsverluste: P = Pk * 1/2 * 1/2 = Pk * 1/4


    Die Gesamtverluste sind in diesem Betriebszustand dann bei diesem Trafo Po + 1/4 * Pk = 275 W + 2625/4 W = 931,25 W


    Die im Laufe eines Betriebsjahres anfallenden Gesamtverluste bei Betrieb einer PV-Anlage zu ermitteln, ist schwierig:


    Leerlaufverluste (easy): = 365 (Tage) * 24 h * P0 = 365 * 24 h * 0,275 kW = 2409 kWh


    Um die Wicklungsverlust berechnen zu können, müsste man wissen, wie viele Stunde im Jahr die Anlage in jeweils welcher Teillast läuft. Uff, ich glaube, an dieser Stelle muss einer der PV-Spezialisten übernehmen :mrgreen:


    Hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen


    viele Grüße
    ThomasP

    PV1: 7,2 kWp, 3*SMA SB 2100TL seit 2004
    PV2: 99,9 kWp, 9*Fronius IG12+ seit 2010
    PV3: 133,92 kWp, 4*PowerOne Trio 27.6 TL / 1*Trio 20.0 TL seit 2012

  • Hallo Thomas P, danke für deinen Beitrag, der hat mir schon sehr geholfen....


    Bleibt noch die Frage an die PV-Spezialisten:
    Um die Wicklungsverlust berechnen zu können, müsste man wissen, wie viele Stunde im Jahr die Anlage in jeweils welcher Teillast läuft. Uff, ich glaube, an dieser Stelle muss einer der PV-Spezialisten übernehmen :mrgreen:


    Gibt`s jemanden, der dazu eine Aussage machen kann? Kann man annäherungsweise mit halber Last als Durchschnitt für das ganze Jahr rechnen??


    Wäre super, wenn`s dazu auch noch ne Aussage gäbe, dann wäre es wieder mal "Forumintelligenz" = analog zu "Schwarmintelligenz" vom Feinsten


    Gruß


    James.blond65

  • Irgendwie habe ich die groben Gedanken nicht so ganz verstanden.


    Sind die Leerlaufverlust wirklich eine konstante Groesse auch bei Belastung.


    Will damit sagen sind die Magnetisierungsverluste nicht auch Lastabhaenig. Wenn so ein Trafo so richtg Last hat, dann brummt er doch laut vor sich hin oder? Sehe das als Zeichen, das die Magnetiserungsverlust sich hier bemerkbar machen.



    Viele Gruesse
    user4711

  • .... an dieser Stelle stelle ich mit Verwunderung fest, dass ganz offensichtlich sehr viele EVUs die Trafoverluste in Rechnung stellen, bzw. diese verrechnen.


    Mir ist ein größeres EVU bekannt, welches eben das nicht macht, gleichzeitig bei Vorliegen eines höchstrichterlichen Urteils rückwirkend verrechnen will und sich das ausdrücklich auch vorbehält.


    Ganz klar ist die Rechtslage wohl auch nicht. Und wenn ich mir die Ausführungen von ThomasP und JamesBond anschaue, sind die verlangten Abschläge in aller Regel nicht zu rechtfertigen. Allerdings ist mir ein Fall bekannt, der einen 250 kVA Trafo mit einer sehr ungünstigen Verlustkombination einsetzen will (Pk 4200 Watt und P0 610 Watt) - was vollkommen unwirtschaftlich wäre, müsste dieser die Trafoverluste tragen.


  • Das sind im Wesentlichen Ummagnetisierungsverlusten und diese findet statt, ob der Trafo nun belastet ist oder nicht. Der Begriff "Leerlaufverluste" beinhaltet im Übrigen ziemlich eindeutig den Umstand, dass es sich hierbei um Verluste handelt, die eben unabhängig von der Belastung entstehen - egal wieso.


    Der Begriff "Kurzschlussverluste" ist auf Nennleistung bezogen uns sagt aus, um welchen Wert die Verluste von Stromfluss "0 auf der Unterspannungsseite" bis auf Stromfluss "Nennstrom auf der Unterspannungsseite" ansteigen.


    Bei einer PV-Anlage kann man wohl von drei Stunden maximaler Stromerzeugung am Tag ausgehen. Gehen wir davon aus, dass der Trafo dann mit 100% belastet ist, ist er eben die restlichen 21 Stunden dann deutlich weniger, bzw. wohl 10 Stunden gar nicht belastet. Durch den Wurzel-2-Effekt im Übrigen entsteht bei Teilbelastungen deutlich weniger Verlustleistung als eben in diesem 3-Stunden Zeitraum.