500000 Kinder von Hungertod bedroht

  • Ich möchte auch mal zu bedenken geben, das sich die Menschen an sich nun mal nicht so schnell und gerne im Verhalten ändern. Der einzelen vielleicht, aber eine Gemeinschaft, in der eine viele Menschen in tradiertem Verhältnissen leben und entsprechend sozialisiert sind. Dakommt dann ein rollendes Fass daher und auf einmal muss der Mensch ändern?
    Soetwas braucht doch Zeit, um 1. innere Überzeugung zu schaffen und 2. dann auch noch zu änderungen in Verhalten und Strukturen zu kommen....


    Grüße
    Jan

  • Servus Josef/Solerling


    Die Bewässerungsmethode, die du da beschreibst, also "Wasserverteilen" ist die ungünstigste. Wenn man mit der Tropfmethode bewässert, wird das schonmal um min. 70% besser vom Ausnutzungsgrad.
    Beim ausspritzen geht das meiste per Verdunstung verloren (heißer Boden) oder es versickert durch die Kanäle, die sich im trockenen Boden bilden


    Beispiel in Indien: Dort wurde die Baumwolle in Reihen mit gleichen Abständen gepflanzt. Meist wurde am Ende der Trockenperiode das Wasser zu knapp, die Pflanzen gingen ein/trugen nicht genug. Gaaanz früher wurden die Felder scheinbar auch geflutet, wie bei Reis übrig. Aber das war noch ineffizienter.
    Ein paar findige "West-Menschen" (Baumwollexperten von großen Klamottendiscountern...) haben dann einfach die Abstände der Pflanzreihen geändert.
    Nämlich einmal kleinere Reihenabstände, einmal größere.
    Der Bewässerungsschlauch wurde dann nicht auf die Reihen verteilt, sondern zwischen den 2 engen Reihen.
    Somit konnten sie sich Material sparen (hälfte Schlauch) und das Wasser konnte eingespart werden, trotz Trockenzeit gab es in diesem "Versuchsjahr" genügend Wasser bis zum Ende des Wachstums.
    Da die Baumwolle in diesem Jahr per Bio-Methode angebaut wurde (Insekten als Feinde für Raub/Schadinsekten, ohne Pflanzenschutz und Dünger) konnte in diesem Jahr gleichzeitig der absolute Massenrekord der Ernte und der höchste Verkaufspreis erzielt werden.
    Die Kleinbauern haben also sehr gut verdient und waren sehr zufrieden.


    Man sieht, einfache Dinge können viel bewirken, wo da die große Mentalitäts-Umstllung ist, erschließt sich mir nicht.


    Gruß

    6,6kWp West 92°, DN30°; 30xSolon Blue 220 an SB4000TL und 2100TL; 2008
    16,92kWp, davon 5,64kWp Ost 88°, DN30°;24xSchott Poly 235; 11,28kWp Süd -10°, DN10° 48xSchott Poly 235 an STP 15; 2011
    2,35kWp Südwest 72°, DN42°; 10xSchott Poly 235 an SB2100TL; 2011

  • Nun bei uns war es doch so in 2003,da wurde Rasenbewässern verboten,wegen Wasserknappheit auch die Flüsse hatten Niedrigwasserstand,ich könnte mir da eine flächendeckende Bewässerung schlecht vorstellen...? Auch der Grundwasserspiegel meines Hausbrunnens(9m tief) fiel um fast eine halben Meter,was ich aber erst einige Monate später bemerkte..!
    In bestimmten Regionen könnte ich mir eine solche Bewässerung wie von Dir beschrieben schon vorstellen,aber ob soetwas überall machbar ist....?


    Gruß Josef

  • Das ist wohl auch regional unterschiedlich, aber bei uns in D gibts seeehr selten Wasserknappheit. Im Gegenteil, meistens müssen wir die Leitungen spülen, weil der Verbrauch der Bevölkerung gesunken ist und das Wasser teilweise steht und dann schlecht wird.


    Warum sollte das mit der Tropfbewässerung nicht überall auf dieser Welt funktionieren? Ist halt einfach die effizienteste Methode, wenn Wasser knapp ist.


    Und um an Wasser zu kommen, wäre ein solarthermisches Kraftwerk halt super. Mit diesen Mengen und der Tropfbewässerung sollte Ackerbau auch in sehr trockenen Regionen möglich sein.


    Gruß

    6,6kWp West 92°, DN30°; 30xSolon Blue 220 an SB4000TL und 2100TL; 2008
    16,92kWp, davon 5,64kWp Ost 88°, DN30°;24xSchott Poly 235; 11,28kWp Süd -10°, DN10° 48xSchott Poly 235 an STP 15; 2011
    2,35kWp Südwest 72°, DN42°; 10xSchott Poly 235 an SB2100TL; 2011

  • Zitat von Mühli


    Wolln se aber nicht, is nicht Tradition, da rennen alle zum Wasserloch (anstatt andere sinnvolle Arbeiten zu erledigen)


    Liebgewonnene Gewohnheiten.
    Stell Dir mal vor, man würde den Deutschen vorschlagen, statt mit dem Auto herum zu pendeln, doch bitteschön in die Stadtwohnung zu ziehen, weil das sehr viel Geld und Ressourcen spart und damit außerdem mehr Zeit für sinnvolle Tätigkeiten bleibt.


    Zitat


    Wir haben ihnen einen Solarkocher geschenkt (Parabolspiegel). Der hat nur einen einzigen Nachteil: Man muss Mittags kochen, wenn die Sonne knallt.
    Wollen sie auch nicht, is Tradition, dass man gemeinsam am Nachmittag kocht....


    Zum einen das, zum zweiten sind die Solarkocher gefährlich, zum dritten steht niemand gerne stundenlang in der prallen Sonne herum und nicht zuletzt ist das Holz holen eine ganz wesentliche Komponente im Sozialleben der Frauen, wo sie ungestört unter sich sind. Das sind dort keine verlorenen Stunden, sondern es wäre eine Strafe, wenn man nicht mehr Holz holen dürfte.


    Zitat


    Wir (die Welthungerhilfe) baut ihnen Brunnen...dann kommt das blabla, wie kostbar Wasser ist. Drei Minuten später rinnt das kostbare Nass ausm Wasserhahn in den Wüstensand, weil jemand wohl nicht zugedreht hat. Oder es wird Dreiviertel verschwendet, weil sie die Einfüllöffnung des Kanisters nicht finden, anstatt einen Trichter oder Gartenschlauch zu nehmen. Zumindest ein Trog drunter wär sinnvoll, damit wenigstens die Viecher saufen können.


    Entweder akzeptiert man, dass es in (Ost)Afrika eben so läuft oder man verzweifelt...


    Ich denke mittlerweile, dass man den Leuten garnichts mehr "hinstellen" soll. Weder Brunnen noch Solarkocher. Entweder die entdecken die Technik selber oder man lässt es eben bleiben.
    Die Alternative wäre ein ewiger Kindergarten, wo die "Weltgemeinschaft" Infrastruktur hinstellt und die dann auf ewig wartet.


    Gewisse Sachen setzen sich schon ganz von selbst durch, z.B. Mobiltelefone und mit dem Zugang zum Internet kommt dann auch der Zugang zu Ideen und Konzepten.


    Lasst die vor sich hin wurschteln und wenn die Somalis sich im Gottesstaat wohl fühlen, dann sollen sie eben einen haben.


    Viel wichtiger als Entwicklungshilfe wäre eine dramatisch strengere Regulierung der Kolonialisierungsaktivitäten. Das betrifft den Öl- Uran und Rohstoffabbau ohne jeglichen Umweltschutz genauso wie die Treibnetzfischerei vor den Küsten als auch den Ankauf von Millionen ha Ackerland durch China, Saudi Arabien & Co.


    Noch haben die Afrikaner einen ganz brauchbaren Kontinent mit überaus reichlichem Potenzial, das selbst für die heutige Bevölkerungsgröße gut ausreichen würde. Entweder die kommen selber drauf, wie man den sinnvoll nutzt oder es kommt eben zum Kollaps.
    Die Europäer haben diese Lernprozesse schon hinter sich, die konnten aber auf neue Kontinente ausweichen. Die Afrikaner hingegen haben die europäische Geschichte als Lehrmeister.


    Zitat


    Beschweren tun sie sich trotzdem nicht, auch die hungernden in Afrika lachen. Nur wir hier lachen nicht, ich zumindest finds sehr traurig, kann ihnen aber nicht helfen.


    Genau so ist es. Jetzt sind meinetwegen 500.000 Leute vom Hungertod bedroht, da sollte man Nothilfe leisten, das gebietet einfach die Menschlichkeit.
    Erreichen wird man damit aber auch, dass die Leute sich im Lager einrichten und noch in 30 Jahren dort sein werden, solange das dort angenehmer ist als die anderen Optionen.
    500.000 Menschen ist in etwa die Zahl an Menschen, die derzeit alle 2 Tage auf der Welt neu dazu kommen, also selbst im apokalyptischen Szenario in Somalia wird die Anzahl der Menschen Tag für Tag weiter ansteigen.


    Zitat


    Soll ich mich jetzt schuldig fühlen? Tradition in allen Ehren, aber deshalb gleich verhungern????
    Lieber nicht, da würd ich mich auch schnell ändern, wenn ich merke, dass es nix zu beißen gibt.


    Du bist aber auch kein durchschnittlicher Somali. Du würdest auch langfristig planen, Strategien entwickeln, expandieren, investieren, abwägen, schuften, usw, usw... (und vermutlich auch den halben Tag lang Dein hartes Schicksal beklagen ;)
    Der Somali liegt im Schatten, isst eine halbe Hand voll Brei (und verhungert eben, wenn es die nicht mehr gibt) und freut sich des Lebens.
    Wer jetzt am Ende das bessere Leben geführt hat weiß ich nicht...


    mfg

    24x Sanyo 205 HIP = 4,92kWp

  • Zitat von Mühli

    Und um an Wasser zu kommen, wäre ein solarthermisches Kraftwerk halt super. Mit diesen Mengen und der Tropfbewässerung sollte Ackerbau auch in sehr trockenen Regionen möglich sein.


    In Afrika braucht es das alles noch garnicht. Da wäre es mal angebracht, Bäume als Erosionsschutz und Schattenspender zu pflanzen, geeignetes Saatgut zu verwenden und eine gewisse Menge an Dünger.
    Damit könnte man die Erträge schon dramatisch steigern. Dann bräuchte es halbwegs stabile Strukturen, damit es sich für die Leute überhaupt lohnt, den Acker zu bestellen.
    Bei der Viehzucht gilt es, die Anzahl der Tiere in guten Jahren gezielt zu begrenzen.


    Für große Trockenheit braucht man keine solarthermischen Kraftwerke und Tröpfchenbewässerung, sondern eine gewisse Kapitalreserve beim Staat und bei den Bauern. Dann kauft man eben in schlechten Jahren Nahrung aus anderen Ländern hinzu.


    In der Realität haben die Somalis nix zu fressen, weil es keine bestellten Äcker gibt, keine Kontrolle der Viehbestände, kein gutes Saatgut, keinen Dünger, keine Reserven und keinen funktionierenden Staat... Außerdem gibt es keine Leute, die Willens sind, solche Strukturen zu schaffen oder zu erhalten.


    Wenn man wie ein Sammler und Jäger leben möchte, dann sollte einem auch klar sein, dass von denen ein Land nur wenige ernähren kann und die Anzahl der Menschen passt sich eben den verfügbaren Ressourcen und den Wetterbedingungen sehr rasch an. Es ist ja nicht so, dass die keine Wahl hätten...


    mfg


    Ich würde zu dem Thema das Buch "Ach, Afrika" von Bartholomäus Grill empfehlen. Das ist sehr gut.

    24x Sanyo 205 HIP = 4,92kWp


  • Wer sind "die"?


    Sind die Somalis ein Schwarm, in dem alle Fische in die selbe Richtung schwimmen? Oder werden sie von den warlords in eine Richtung getrieben?


    Was wäre passiert, wenn Deutschland in den späten 30' Jahren auch seinem Schicksal überlassen worden wäre, ohne Eingriff von aussen? Wie traurig hätte das geendet???


    Menschenrechte kennen keine Grenzen!


    Der Spekulatius :mrgreen:

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  • Auch wenn wir nicht immer konform laufen, ich kann Cephalotus hier größtenteils zustimmen. Die Argumente hätten von mir stammen können...


    Gruß

    6,6kWp West 92°, DN30°; 30xSolon Blue 220 an SB4000TL und 2100TL; 2008
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